Blacas d'Aulps

[836] Blacas d'Aulps (spr. Blacka Dohl), Pierre Louis, Graf von B., geb. 1770 bei Aulps, Abkömmling einer der berühmtesten Familien der Provence; wanderte als Rittmeister ans, diente in der Coudéschen Armee, ging dann nach Verona zu Ludwig XVIII., ward als Gesandter nach Petersburg geschickt, folgte dem König 1800 nach England u. wurde nach Avaray's Abgang erster Minister; 1814 begleitete er Ludwig XVIII. nach Paris, wurde Hans- u. Staatsminister, verdarb es aber, da er sich für keine Partei bestimmt erklärte (obgleich im Herzen der ultraaristokratischen Partei angehörend), mit Allen u. ward deshalb 1815 nicht in das Ministerium gewählt, sondern als Gesandter nach Neapel geschickt u. vermittelte dort die Heirath des Herzogs von Berry mit der Prinzessin von Neapel; er ward 1816 Gesandter in Rom, wo durch ihn 1817 das Concordat zu Stande kam, kehrte 1820 nach Paris zurück, ward hier premier gentilhomme de la chambre du Roi, hatte beim Congreß von Laibach bedeutenden Antheil an den Unterhandlungen, bes. mit dem König von Neapel, ging mit diesem wieder nach Neapel u. 1821–22 als Gesandter nach Rom, doch verwaltete er den Gesandtschaftsposten von Neapel zu gleicher Zeit. Auf Karl X. hatte er großen Einfluß, aber 1830 keinen Theil an den Juliordonnanzen. Er verweigerte jedoch Louis Philipp den Eid, hörte darum auf Pair zu sein u. folgte Karl X. nach Holyrood, Prag u. Görz. Nach dem Tode Karls X. lebte er mit dem Herzog u. der Herzogin von Angoulème auf dem Schlosse Kirchberg u. st. hier 1839. Er war sehr reich u. besaß schöne Kunstsammlungen, bes. orientalische Medaillen (beschrieben von Reinaud, Par. 1828, 2 Bde.). 2 Mill. Fr., die er einst von Ludwig XVIII. geschenkt bekommen hatte, vermachte er Heinrich V. Seine Biographie schr. Laboulaye, Par. 1840.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 836.
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