Bozen

[160] Bozen (ital. Bolzano), Stadt im österreichischen Kreise Brixen (Tyrol), früher Hauptort eines gleichnamigen Kreises, jetzt Bezirk, am Einflusse der Tals in die Eisack, die eine Stunde davon in die Etsch mündet, in tiefem Thale, auf italienische Weise mit platten Dächern, Balcons, engen Fenstern gebaut; Schloß, Kreisamt, Handelsgericht, Gymnasium, Seiden- u. Strumpffadriken, Obst- u. Weinbau; 9000 Ew. Die 4 berühmten Messen (Oculi, Frohnleichnam Mariä Geburt u. Andreas) sind nicht mehr so bedeutend wie früher, ebenso der Handel zwischen Italien u. Deutschland. Jenseits der Eisack der Calvarienberg (wegen der schönen Aussicht, die man von da in das Etsch-, Talfer- u. Eisackthal genießt, das Ziel vieler Wanderer); auf einem höheren Berge Ober-B. u. Venisi, mit Landhäusern, Sommeraufenthalt der Bozner. – B. ist an der Stelle des Römercastells Praesidium Tiberii von den Ostgothen erbaut. In der longobardischen Zeit hieß es Bauzanum, später Bolzanum u. war Sitz eines unter longobardischer Hoheit stehenden Grafen, nachher eines baierischen Grenzgrafen. Kaiser Konrad schenkte es 1028 dem Stifte Trient, u. es wurde fortan ein Gegenstand des Streites zwischen diesem u. den Grafen von Tyrol. Im 13. Jahrh. wurden die Messen gestiftet, verloren jedoch seit dem Wegziehen des orientalischen Handels sehr an Wichtigkeit. 1809 litt B. in dem Tyroler Kriege viel u. ward von beiden Theilen besetzt u. verwüstet.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 160.
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