Andrēas

[473] Andrēas, griechischer Männername, d.i. der Männliche. I. Apostel. 1) St. A., Sohn des Jona, eines Fischers zu Bethsaida, Bruder des Petrus, früher Jünger des Johannes d. T., trat dann mit Petrus unter die Jünger Jesu; in der Apostelgeschichte kommt er gar nicht vor. Nach der Sage predigte er in Skythien, Kleinasien u. Thracien das Evangelium u. erlitt zu Paträ in Achaia im Jahr 62 od. 70 den Märtyrertod an dem nach ihm sogenannten Andreaskreuze (s.d.). Der apokryphischen Acta Andreae bedienten sich besonders die Enkratiten. Er wird in Schottland als Schutzpatron des Landes u. in Rußland als Verkünder des Evangeliums (daher die in beiden Ländern nach ihm benannten Orden, s. Andreasorden), auch als Schutzpatron mehrerer Handwerker, bes. der Fischer, auch als Eheprocurator verehrt (s. Andreasgebet). Tag der 30. Nov. II. Fürsten. A) Könige: a) von Neapel: 2) A., Sohn Karls II., Königs von Ungarn, geb. 1327, ward als 7jähriger Knabe an seine Cousine Johanne von Neapel vermählt, bestieg nach dem Tode von deren Großvater Robert 1343 mit ihr den neapolitanischen Thron, ward aber 1345 erdrosselt; s. u. Neapel (Gesch.); b) von Ungarn: 3) A. I., Sohn Ladislaws des Kahlen, ward 1047 König von Ungarn u. regierte bis 1061; s. Ungarn (Gesch.). 4) A. II., der Hierosolymitaner (wegen eines Zuges nach Jerusalem so genannt), Sohn Bela's III., Bruder Emrich's, welchem er die Krone zweimal zu entreißen suchte. Nach Emrichs Tode ward er Vormund des minderjährigen Ladislaw u. nach dessen Tode 1204 König u. regierte bis 1235; s. ebd. Unter ihm wurde 1222 die Aurea bulla, die Constitution Ungarns, gegeben. 5) A. III., der Venetianer, Enkel des Vor., Sohn von Stephanus Postumus u. der Tommasina Morosini, geb. zu Venedig, war seit 1278 Herzog von Slavonien, Kroatien u. Dalmatien, bestieg nach Ladislaw III. 1290 den Thron von Ungarn u. regierte bis 1301; s. ebd. B) Andere Fürsten: a) Von Lithauen: 6) A., einer der 6 Söhne Kynstuts u. der Juliane Witepsk, erhielt 1381 Lithauen; empörte sich gegen Jagello (Ladislaw), wurde aber geschlagen; er ist Stammvater der russischen Fürsten Trubezkoy; b) von Wladimir: 7) A. I., Jurgewitsch, Sohn des Fürsten Jurge von Wladimir, folgte seinem Vater 1157 u. nahm zuerst den Titel als Großfürst an; er wurde 1170 zu Bogo-Liubki ermordet, s. Russisches Reich (Gesch.). 8) A. II., Sohn Jaroslaws II., erhielt 1247 von dem Großkhan der Tataren die Belehnung mit Wladimir u. 1249 tatarische Unterstützung, seinen Oheim Sviatoslaw, der sich in den Besitz des Landes gesetzt hatte, zu vertreiben; aber bereits 1251 hatte er die Gunst des Khans verloren u. mußte sich flüchten u. kam auf der Flucht um, s. ebd. 9) A. III., Sohn Alexanders, Messe des Vorigen, regierte 1294–1303, s. ebd. C) Heermeister in Liefland: 10) A. von Stückland, 1250–52; baute das Schloß in Memel. 11) A. von Westfalen (A. Weiß), folgte 1274 auf Otto von Rodenstein, fiel in demselben Jahre in einer Schlacht gegen die Lithauer. III. Prinz. 12) A. v. Austria, Markgraf von Burgau, geb. 1558, Sohn des Erzherzogs Ferdinand von Österreich[473] u. Philippinen Welsers; er war Cardinal u. während der Abwesenheit seines Vetters, des Cardinals Albert von Österreich, 1598 u. 99 Statthalter der Spanischen Niederlande, st. zu Rom 1599. IV. Heilige, Bischöfe u. andere Geistliche. 13) St. A. Hierosolymitanus, aus Damask, Mönch in Jerusalem, 680 auf dem Concil zu Constantinopel Gegner der Monotheleten, ward hier Diakon u. später Erzbischof von Kreta, st. 723. Seine Homilien (auf verschiedene Marienfeste) u. a. Schriften, von Combesis herausgeg., Par. 1644–48; auch im 13. Bd. von Gallands Biblioth. vett. patrum, Vened. 1788. 14) A. Sunnonis, aus Seeland, bereiste England, Deutschland, Italien, lehrte in Paris einige Zeit die Rechte, ward nach seiner Zurückkunst in Dänemark Kanuts VI. Kanzler, der ihn 1195 nach Rom sandte; nach Absalons Tode folgte er 1201 als Erzbischof von Lund u. Primas von Schweden; er zog 1207 dem Bischof von Riga gegen die heidnischen Liefländer zu Hülfe, legte aber 1223 seine Würden nieder u. st. 1228. Schr.: Jus selandicum, dänisch von Harald Hvitfeld, Kopenh. 1560. 15) A. de Gallenanis, aus Siena, Krieger, verbarg sich, eines Mordes wegen, auf seinen Gütern u. gründete dann zu Siena den Orden der Barmherzigkeit, der 1308 mit dem Dominicanerorden vereinigt ward; st. 1251. 16) A., Erzbischof von Krain (Crayna) u. Cardinal von St. Sixt, Dominicaner, trat zu Ende des 15. Jahrh. als Reformator, zuerst in Rom, auf, wo er in Kaiser Friedrichs III. Angelegenheit war. Hier von Sixtus IV. festgenommen, doch durch sein Ansehen beim Kaiser wieder freigelassen, suchte er 1432 in Basel eine 2. Kirchenversammlung zur Verbesserung der katholischen Lehre u. zu einer Vereinigung aller Christen zu Stande zu bringen. Da ihn der Papst in den Bann that, ergriff 1482 die Liga gegen Sixtus IV. u. besonders Basel seine Partei; doch ward er endlich auf kaiserlichen Befehl arretirt u. 1484 in dem Stadtgefängnisse von Basel erdrosselt. Seine Gelegenheitsschriften, von seinem Schreiber Numagen gesammelt, in Hottingers Kirchengeschichte des 15. Jahrh., Zürich 1654; Burckhardt, Erzbischof A. u. der letzte Concilsversuch in Basel, 1853. 17) A., gen. Tit. Livius, Chorherr des Klosters St. Magnus zu Regensburg, st. nach 1438; schrieb eine Universalchronik von Chr. Geburt bis 1422 (in Eckards Corpus hist.), fortgesetzt bis 1438 von I. Chrafft u. Martin bis 1590; ferner Chronicon de ducibus Bavariae usque ad an. 1438. 18) St. A. von Avellino, Theatinermönch u. Prediger, st. 1608; der Schutzheilige von Sicilien u. der Stadt Neapel; Tag: 10. November. V. Gelehrte u. Schriftsteller. 19) A., ein Jude, Anführer der Leibgarde des ägyptischen Königs Ptolemäos Philadelphos, erhielt vom König den Auftrag, die Übersetzung des A. T. mit zu besorgen. 20) A. aus Karystos (nach And. aus Panormos), Botaniker u. Chirurg, Leibarzt des Ptolemäos Philopator, Anhänger des Herophilos; Schriften verloren. 21) A. Capellanus, zu Anfang des 14. Jahrh., Capellan od. Secretär in der Reichskanzlei am französischen Hofe; sammelte die Regulae amoris et amoris varia judicia; Tractatus amor is et de amoris remedio, Dortmund 1614, deutsch von Hartlieb, Augsb. 1482, Fol. 22) Anton, aus Aragonien, Scholastiker, Doctor dulcissimus (der süßeste Lehrer) genannt, Schüler des Duns Scotus, st. um 1320; seine Commentare zu den Sprüchen Salomos, zu Aristoteles u. a. herausgeg. Venedig 1480 u. ö. 23) Barbatius (A. de Bartolomeo), aus Messina, Monarcha legum genannt, um 1460, lehrte zu Bologna die Rechte u. st. daselbst in hohem Alter; schr.: Commentar. in III priores libr. decretalium, Vened. 1511; Concilia, ebd. 1517 u. a. 24) A. de Bergamo, Pseudonym für Peter Nelli.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 473-474.
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