Conscription

[370] Conscription (v. lat.), die Aufzeichnung der militärpflichtigen jungen Leute nach den Altersklassen, sodann auch die auf allgemeine Dienstpflichtigkeit basirte Aushebung zum Militärdienste im Gegensatz zur freien Werbung od. dem Aufgebot von Freiwilligen. Die C. ist römischen Ursprungs; kurz nach Roms Erbauung ward das Voll in Alters- u. Vermögensklassen eingetheilt u. namentlich aufgezeichnet. Mit Ausnahme der ärmsten Volksklasse waren alle tauglichen Männer zum Kriegsdienste verpflichtet. Zu einem nicht geringen Theile verdankte Rom dieser Einrichtung seine Größe. Im Mittelalter hatte das Lehnsystem große Ähnlichkeit mit dem Conscriptionssystem, später jedoch ward fast ausschließlich die Ergänzung der Streitkräfte durch Werbung (s.d.) bewerkstelligt. Erst die französische Revolution nahm die C. wieder auf u. Napoleon brachte sie 1798 in ein geordnetes System, indem er alle durch ihre körperliche Beschaffenheit für den Dienst tauglichen jungen Leute aufzeichnen u. nach dem Alter in Klassen theilen ließ. Aus der Klasse, welche das gesetzmäßige Alter zum Dienst erreicht hatte, wurde die nöthige Anzahl für die Armee durch das Loos erhoben. Diejenigen, welche sich frei geloost hatten, blieben als Reserve u. waren zum Nationalgardendienst im Innern des Landes verpflichtet. Die Wohlhabenden konnten durch Erlegung einer Summe einen Stellvertreter nehmen. Diese Einrichtungen führten der französischen Armee viele Elemente von Intelligenz zu u. waren mit eine Hauptursache der Überlegenheit derselben. In den meisten von Frankreich abhängig gewordenen Staaten ward die C. in mehr od. weniger veränderter Gestalt eingeführt, meist aber nach Napoleons Falle wesentlich abgeändert. Preußen hat seit 1813 das Conscriptionssystem durch Einführung allgemeiner Wehrpflicht in seiner weitesten Ausdehnung angenommen. Viele deutsche Staaten waren 1848 diesem Beispiele gefolgt, haben aber seitdem wieder die Stellvertretung angenommen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 370.
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