Dawĭson

[771] Dawĭson, Bogumil, geb. 15. Mai 1818 in Warschau, erwarb sich, nachdem er einen nothdürftigen Elementarunterricht empfangen hatte, seinen Lebensunterhalt anfänglich durch Abschreiben u. durch Anfertigen von Aushängeschildern, später fand er eine untergeordnete Stellung in einem Zeitungsbureau, wo er Gelegenheit hatte, durch Selbststudium sich eine größere Bildung zu erwerben. Er befaßte sich vorzugsweise mit dem Erlernen der französischen u. deutschen Sprache u. benutzte die gewonnenen Kenntnisse zum Übersetzen ins Polnische. Eine selbständige literarische Thätigkeit übte er später als Tbeaterrecensent, dann entschloß er[771] sich, selbst zum Theater überzugehen, u. trat in die Warschauer Theaterschule, in welcher er 1837 seine Studien machte. Nachdem er in Warschau in kleineren Rollen aufgetreten war, begab er sich nach Wilna zu einer wandernden polnischen Schauspielertruppe, gastirte dann in Warschau u. fand endlich an der Lemberger Bühne eine dauernde Anstellung. Zur Erweiterung seiner Sprachkenntnisse bereiste er die Hauptstädte Deutschlands u. Paris u. betrat 1841 zuerst die deutsche Bühne in Lemberg. 1847 gab er Gastrollen in Hamburg u. fand hier Beifall u. ein längeres Engagement. Inzwischen verbreitete sich der Ruf seines eigenthümlichen effectvollen Spiels, u. das Hofburgtheater berief ihn 1849 nach Wien. Hierentfalteten sich seine glänzenden Talente, u. höher stieg sein Ruf, als er 1853 sein Gastspiel in Dresden an der Hofbühne eröffnete. Seit Anfang 1854 in Dresden fest engagirt, trat er in den folgenden Jahren an den größeren deutschen Bühnen gastirend auf, namentlich in Shakespeareschen u. Schillerschen Stücken. Sein naturalistisches, aber sein durchdachtes Spiel erhob ihn zu einem der ausgezeichnetsten deutschen Künstler seines Faches.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 771-772.
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