Dieppe

[136] Dieppe (spr. Diëpp), 1) Arrondissement im französischen Departement Seine inférieure, 22 1/2 QM.; 110,000 Ew.; 2) Hauptstadt darin, an der Mündung der Bethune in den Kanal (La Manche), aus der eigentlichen Stadt u. der Vorstadt Pollet, durch den Hafen von ihr getrennt, bestehend; Hafen, festes Schloß, schöne gothische Kirchen, St. Remy u. St. Jacques, Stadthaus, Theater, sehr besuchtes Seebad, Krankenhaus, Civil- u. Handelstribunal, Schifffahrtsschule; treibt Schiffbau, Schifffahrt, Fischfang (Makrelen u. Stockfische), 2 bedeutende Austernparks, die Paris jährlich 12 Mill. Austern liefern; fertigt Eisen-, Elfenbein-, Horn- u. Leinwaaren, Bürsten, hat Alaunsiederei, Zuckerraffinerie; Eisenbahn nach Rouen; Dampfschifffahrtverbindung mit Breston; 18,000 Ew. Geburtsort von Martiniere u. Duquesne. – D. war Anfangs ein Dorf, von wo 1065 Wilhelm der Eroberer nach England übersetzte; aus der Verschmelzung des alten Dorfes mit Boutheilles u. Beothevill entstand die Stadt D. Sie gehörte dem Erzbischof von Rouen, dem sie König Richard von England als Entschädigung für den Verlust von Andely gegeben hatte. 1433 wurde das Schloß erbaut. 1590 hielt sich hier König Heinrich IV. von Frankreich in einem verschanzten Lager, um Hülfstruppen aus England zu erwarten. u. der Herzog von Mayenne stürmte es vergebens; D. wurde durch das englisch-holländische Bombardement den 22. u. 23. Juli 1694 fast ganz zerstört. Nach dem Ryswijker Frieden mußten die Einwohner ihre Häuser auf Befehl des Hofes, unter der Leitung des Baumeisters Ventabrun, alle überein aufbauen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 136.
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