Fauriel

[137] Fauriel (spr. Fohriëhl), Claude, geb. 1772 in St. Etienne, studirte in Tournon u. schloß sich der Revolution an, er trat in die Armee, wurde 1703 Lieutenant, gab aber bald seine Entlassung u. wurde Mitglied des Gemeinderathes in St. Etienne. 1795 begann er seine journalistische Thätigkeit in der Décade. sich zu gleicher Zeit mit tiefgehenden Studien über alten u. modernen Sprachen u. Literatur beschäftigend; kam kurz vor dein 18. Brumaire nach Paris u. wurde Polizeibeamter bei Fouché. Seiner gutmüthigen Sinnesart entsprach dies Amt nicht, weshalb er es niederlegte, um ganz den Wissenschaften zu leben. Er trat 1800 in freundschaftliche Beziehung zur Frau von Staël u. Benj. Constant u. zog nach dem Landsitz seiner Freundin, der Frau von Condorcet. Von hier aus stand er mit vielen hervorragenden Persönlichkeiten der Schriftstellerwelt nicht nur Frankreichs, sondern auch Deutschlands, Italiens u. Englands in Verbindung u. genoß wegen seiner tiefen Kenntnisse, seines wohlwollenden schlichten Charakters u. seiner treffenden Kritik die allgemeine Achtung der jüngeren Gelehrten. Nach dem Tode der Frau von Condorcet 1822 brachte er zwei Jahre in Italien zu, wurde 1830 Professor der ausländischen Literatur an der Faculté des lettres. trat 1836 in die Académie des inscriptions u. st. am 15. Juli 1844. Er übersetzte Baggesens Parthenais, u. Aufl. 1819; Manzonis Tragödien, 1823; Neugriechische Volkslieder, Par. 1824 f., 2 Bde. (deutsch von W. Müller, 1825); gab heraus das alte provençalische Gedicht über den Albigenserkrieg (Croisade contre les Albigeois), Par. 1828; u. schr.: Biographien von Dante u. Lope de Vega; Hist. de la Gaule mérid. sous la domination des conquérants germains, Par. 1836, 4 Bde. Seine von 1832–33 gehaltenen Vorträge erschienen nach seinem Tode gesammelt als: Histoire de la poesie provençale, Par. 1846, 3 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 137.
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