Etienne

[928] Etienne (spr. Eljänn), 1) Robert u. 2) Henri, s. Stephanus; 3) Jean d' E., geb. 1725 zu Cernay in der Normandie; nachdem er 18 Jahre im französischen Ingenieurcorps gestanden hatte, trat er in die Dienste des Grafen Wilhelm von Bückeburg, der ihn mit nach Portugal nahm u. ihm den Bau der Festung Lippe anvertraute; 1765 wurde er Major u. Chef des Artillerie- u. Ingenieurcorps in Bückeburg u. leitete 1767 den Bau der Festung Wilhelmstein im Steinhuder Meere; erwar seit 1785 Oberstlieutenant u. st. 1798. Er schr.: Traité des mines, 1779. 4) Charles Guillaume, geb. 1778 in Chamontly bei St. Dizier, kam 1796 nach Paris; Anfangs Buchhalter in einer Holzhandlung, benutzte er seine freie Zeit zu literarischen Arbeiten für Zeitschriften, schrieb Theaterstücke u. wurde Secretär des Herzogs von Bassano. Seine Lustspiele waren von großem Erfolge begleitet, namentlich stieg sein Dichterruhm 1804 nach der Aufführung der Lustspiele: Une heure de mariage u. La jeune femme colère. Der ungemeine Beifall, welchen fast jedes seiner neuen Stücke fand, verschaffte ihm 1816 die Aufnahme in die Akademie u. eine Staatsanstellung als Censor Wegen einiger Stellen, die man auf Napoleon deutete, wurde E-s Lustspiel: [928] L'intriguante (1813), verboten, u. er selbst verlor die Censorstelle. 1815 erhielt er diese von Napoleon wieder, wurde aber bei der zweiten Rückkehr der Bourbons völlig entsetzt u. aus der Akademie ausgeschlossen. Er trat darauf zur liberalen Opposition über u. wurde Redacteur des Constitutionel u. der Minerve française; 1820 u. 1822 Deputirter des Maasdepartements, verfocht er die Preßfreiheit u. wurde 1829 zum zweiten Male in die Akademie aufgenommen, bei welcher Gelegenheit er sich als heftigen Gegner der Romantiker zeigte. 1830 war er unter den 221 Deputirten, deren Protestation die Julirevolution veranlaßte. Seitdem, bes. seit 1834, gehörte er zu der gemäßigten Opposition der Liberalen, wurde später Pair u. st. 1845. Er schr. die Lustspiele: Le rève, 1799; La petite ecole de pères; Les deux mères, 1802; Brueys et Palaprat, 1807; Les deux gendres, 1810; die Opern Cendrillon u. Joconde; Hist. du théâtre française, 1820; Correspondence pour brevir à l'histoire de l'établissement du gouvern. representatif a France, Par. 1820, u. m. a. 5) André, geb. zu Cadnel im Departement Vaucluse, diente in der französischen Revolution als Freiwilliger, nahm dann als Tambour bei der 51. Halbbrigade an den Feldzügen der Republik in Deutschland Theil. Den Ehrennamen des Tambours von Arcole hatte er sich in der Schlacht von Arcole erworben, als er an der Spitze der Angriffscolonne den Sturmmarsch schlug u. mitten unter dem Feuer des Feindes über den Kanal schwamm. Napoleon ertheilte ihm ein Paar Ehrentrommelschlägel u. versetzte ihn unter die Consulargarde. Seitdem machte E. fast alle Feldzüge der Republik u. des Kaiserreichs mit u. wurde 1830, nach Wiederherstellung der Nationalgarde, Bataillonstambour des dritten Bataillons. Noch bei Lebzeiten verewigte ihn David in einem Basrelief an dem Giebel des Pantheon. E. st. 1837.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 928-929.
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