Freischaaren

[696] Freischaaren (Freischärler) eine in neuerer Zeit erst gebrauchte Bezeichnung für bewaffnete Abtheilungen, welche sich freiwillig u. in der Aufregung großer politischer Ereignisse bildeten, meist getrieben[696] von Fanatismus od. Neigung zu Abenteuern. So finden sich F., welche während des Sonderbundkrieges in der Schweiz unter Ochsenbeins Leitung zu Ende März 1845 einen Zug gegen Luzern unternahmen; andere, welche bei der Erhebung Schleswigs u. Holsteins 1848 aus allen Gauen Deutschlands nach der jütischen Halbinsel zusammenströmten; bei dem Aufstande in Baden 1849 stellten sich F., aus allen Nationalitäten zusammengewürfelt, in die Reihen der Insurgentenarmee, es traten F. in Ungarn u. Italien auf, überall aber u. immer mit gleich geringem Erfolge, weil ihnen stets die geregelte taktische Ausbildung, mehr noch aber jedwede militärische Disciplin abging. Als in Deutschland in Folge der Bewegung von 1848 fast überall sogenannte Bürgerwehren ins Leben traten, bildeten sich in vielen Orten neben diesen auch noch F. aus solchen Leuten, welche gesetzlich von dem Eintritt in die Bürgerwehren ausgeschlossen waren. Und wo immer im Verlaufe der Ereignisse die revolutionirende Partei einen Aufstand versuchte (Frankfurt a. M., Dresden), überall strömten F. zur Unterstützung des Aufstandes zu, jedoch auch hier ohne Erfolg u. meist nur zur Unbequemlichkeit der Orte, nach denen sie gezogen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 696-697.
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