Galiläa [1]

[857] Galiläa (Galil, Galilah, d.i. District, a. Geogr.), 1) in der Zeit vor dem Exil ein District im Stamme Naphthali, an der Nordgrenze Kanaans; 2) später eine der drei Provinzen Palästinas, u. zwar die nördlichste; begrenzt im Westen von dem Meere u. Phönicien, im Norden von Cölesyrien, im Osten vom Jordan u. See Tiberias (Galiläisches Meer, See Genezareth) u. im Süden von Samaria, also von der Gegend um Tyrus u. dem Hermon bis zum Vorgebirg Carmel u. Skythopolis; 10 Ml. lang u. 4–5 Ml breit; war sehr gut angebaut u. wurde getheilt in: a) Obergaliläa (Galilaea superior) der nördliche, gebirgige Theil, welcher sich von Bersaba bis Baka u. von Thella bis Meroth erstreckte; dieser Theil hieß auch G. der Heiden (G. gentium), weil sich dort viele Syrer, Griechen u. (nach Strabo) selbst Ägypter angesiedelt hatten; b) Niedergaliläa (G. inferior), der südliche, obere Theil von Xaloth bis Bersaba u. von Tiberias bis Zabulon. Die Galiläer zeichneten sich durch Muth, Tapferkeit u. andere Tugenden aus, redeten einen eigenen hebräischen Dialekt, welcher sich bes. durch die breitere Aussprache auszeichnete, u. beschäftigten sich meist mit der Fischerei. Wegen ihrer Nachbarschaft mit heidnischen Völkern litten sie öfter durch Kriegsunglück, u. weil Heiden unter ihnen wohnten, wurden sie von den Judäern meist verachtet. G. hat deshalb ein Weltinteresse, weil es die Wiege des Christenthums war; denn aus G. stammte Jesus, es war der Schauplatz seiner Wirksamkeit, denn hier lagen Narareth, Kana, Kapernaum, Nain, der Jordan, See Tiberias, Berg Hermon; Galiläer waren seine ersten Apostel; daher erhielten auch die ersten Christen von den Juden den Spottnamen Galiläer. Jetzt bildet G. einen Theil des Ejalet Syrien.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 857.
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