Herzentzündung

[299] Herzentzündung (Carditis), hat ihren Sitz entweder in der Muskelsubstanz (Myocarditis) od. in dem inneren häutigen Überzug (Endocarditis), od. dem äußeren (Pericarditis), auch in beiden zugleich (Cardiopericarditis), od. betrifft die Mündungsstelle der Aorta (Aortitis). Die acute H. tritt meist mit heftigem Fieber, großer Hinfälligkeit u. bedeutender Pulsfrequenz auf; Schmerzen sind selten heftig u. fehlen wohl auch ganz, stets aber ist eine charakteristische Angst u. Unruhe vorhanden, welche mit einem Verfallen des Gesichts u. Brustbeklemmung einhergeht. Die H. verläuft meist sehr rasch u. endet unter namenloser Angst mit dem Tode, od. es bilden sich die Zufälle chronischer Herzkrankheiten nach u. nach heraus. Die innere H. (Endocarditis) erzeugt sehr schnell Auflockerung u. Gerinsel auf den glatten Flächen des inneren Herzüberzugs, daher treten bald Veränderungen der Herztöne (sogenannte Herzgeräusche) ein; zumeist hat die innere H. ihren Sitz in der linken Herzkammer, bes. in den Herzklappen u. gibt Veranlassung zu Herzklappenfehlern. Die äußere H. (Herzbeutelentzündung, Pericarditis), die zumeist mit Schmerz verbunden ist, gibt sich zu erkennen durch hör- u. fühlbare Reibungsgeräusche, welche bei der Bewegung des Herzens durch die geronnenen Entzündungsproducte entstehen; durch Ansammlung der in den Herzbeutel hinein ausgeschwitzten Flüssigkeit entsteht die Herzbeutelwassersucht. Später gehen die Entzündungsproducte in Organisation über u. bilden Verwachsungen des Herzens mit der Brustwand, milchigtrübe Verdickungen (Sehnenflecken), Zotten (Cor villosum), Verkalkungen od. sie zerfallen zu Tuberkel, Eiter, Jauche. Die chronische H. zeigt theils die obigen, theils die Zeichen der einzelnen durch sie bedingten organischen Veränderungen der Herzhäute der Klappen u. Mündungen, haben einen langsameren Verlauf mit periodischen Verschlimmerungen u. bald treten bes. bei Herzbeutelentzündung wassersüchtige Anschwellungen hinzu. Die Behandlung erfordert ein sehr kräftiges entzündungswidriges Heilverfahren; sind einmal organische Veränderungen (organische Herzfehler, s.d.) entstanden, so ist keine Heilung mehr möglich.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 299.
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