Isokrătes

[93] Isokrătes, 1) griechischer Redner, geb. 436 v. Chr. in Athen, bildete sich unter Gorgias, Prodikos u. Theramenes zum Redner, trat aber wegen schwacher Brust u. Schüchternheit nie öffentlich auf, sondern ertheilte Unterricht in der Redekunst u. schrieb für Andere Reden. Er war ein Freund des Sokrates, um den er nach dessen Tode allein in Athen Trauerkleider anzog, u. des Plato, dagegen ein bitterer Feind der Sophisten. Ein Patriot, ermordete er sich nach dem Siege der Macedonier bei Chäronea 338 über die Griechen selbst. Ohne in seinen Reden von dem künstlichen Schmucke frei[93] sein, welchen die Sophisten der Rhetorik gegeben hatten, leitete er die Beredsamkeit von unnützen Spitzfindigkeiten wieder auf das Leben zurück; bes. ist er ein Muster im Styl. Von seinen Reden sind 21 übrig, unter ihnen der Panegyrikos, eine Ermahnungsrede zur Eintracht u. zum Kriege gegen die Perser, an welcher er 10 Jahre gearbeitet haben soll (herausgeg. von Morus, 1766 u.ö., von Spohn, Lpz. 1817, von Dindorf, ebd. 1826, Pinzger, 1825, Baiter, 1831), u. der Panathenaikos, eine Lobrede auf Athen. Erste Ausg. sämmtlicher Reden, herausgegeben von Demet. Chalkondylas, Mail. 1493, Fol.; bei Aldus, Vened. 1513, Fol.; von H. Wolf, Bas. 1551, 1570, Fol.; die meisten von Anger, Par. 1782, 3 Bde.; von W. Lange, Halle 1803; von Koraes, Par. 1807, 2 Bde.; W. Dindorf, Lpz. 1825; Bremi, Gotha 1831; von Baiter u. Saupe, Zür. 1839; von Baiter, Par. 1846; von Benseler, Lpz. 1851; auch in den Sammlungen der griechischen Redner von Reiske, Bekker, Baiter u. Saupe; einzeln noch: Der Areopagitikos von Bergmann, Leyd. 1819, u. Benseler, Lpz. 1832; Euagoras von Benseler, 1834. Die Rede περὶ ἀντιδόσε ως, mit neu entdecktem Theile, von Mustoxydes, Mail. 1812, von Orelli, Zür. 1814; Die Scholien zu J. gesammelt von W. Dindorf, Oxf. 1852; Werke, deutsch von Benseler, Prenzl. 1829–31, 4 Bde.; A. H. Christian, Stuttg. 1833–36, 8 Bdchn. Vgl. Schirach, De vita Isocratis, 1765; Pfund, De Isocratis vita, Berl. 1833; Spengel, J. u. Platon, Münch. 1855. 2) J., aus Apollonia in Pontos, Schüler des Vor., Redner; er schr. fünf Reden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 93-94.
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