Klageweiber

[550] Klageweiber (gr.Penthetriä, lat. Praeficae), alte morgenländische Sitte, bei Leichenbegängnissen eine Anzahl Weiber zu miethen, welche Klagelieder anstimmen, heulen od. schreien mußten. In Rom gab es eine Innung solcher K., deren Vorgesetzte nach der Bestattung in das Leichenhaus gingen, um bei der Anordnung des Leichenschmaußes zu helfen. Auch die Neugriechen bedienen sich noch der K., welche erst dumpf stöhnen, leise schluchzen, dann immer stärker klagen, unter Thränen sich das dickgeschminkte Gesicht zerkratzen, die (falschen) Haare ausreißen, sich auf dem Boden herumwälzen, dann die Litanei u. endlich den Todtengesang singen. In einigen Gegenden Deutschlands existiren dieselben ebenfalls noch. In neuester Zeit ist in Lyon Sitte geworden, Klagemänner zu diesem [550] Zweck zu halten; es ist eine eigene Corporation dort; in langem schwarzem Überrock u. rundem Hut, langem Haar u. eine Kerze in der Hand gehen sie heulend u. schluchzend hinter dem Sarge her.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 550-551.
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