Kraken

[761] Kraken, 1) (Sepia microcosmus), angeblich ungeheueres Seethier, von norwegischen Schiffern in den nördlichen Meeren gesehen, soll bei gutem Wetter sich aus der Tiefe langsam herauf gehoben haben, einer Insel ähnlich gewesen, 4–500 Fuß im Durchmesser haben, auf seinem Rücken außer Sand u. Koth selbst Bäume tragen, durch vorgestreckte Arme od. Fühlhörner, Thürmen u. Masten gleich, selbst Schiffe in die Tiefe reißen können, sei aber friedlicher Natur u. fresse sich bei jedesmaligem Aufsteigen, die Fische tonnenweise verschlingend, auf ein ganzes Jahr satt, entleere sich ebenso des Jahres auch nur einmal seines Unrathes, welcher wohlriechend sei u. die Fische schaarenweis locke. Wenn der K. wieder in das Meer hinabsteige, so errege er einen Wirbel, der alle in der Nähe befindlichen Schiffe mit in den Abgrund ziehe; Schiffer hatten an demselben angelegt, Feuer auf ihm angemacht, ja der Bischof Brandanus selbst Messe auf demselben gelesen. Diese von Pontoppidan (s.d.) zuerst gegebene Beschreibung hat man auf den Wallfisch, auf bisweilen nur sichtbare Inseln, od. auf niedrig liegende Nebel angewendet; neuere Erzählungen von diesem od. ähnlichen Ungeheuern (von denen das Medusenhaupt das Junge sein soll) sind indeß von einigen englischen Schiffern gegeben u. sogar eidlich bezeugt worden. So wollte 1774 eine englische Heringsbüse u. 1786 ein anderes Schiff K. gesehen haben. In der neuesten Zeit hat man den K. nicht wieder gesehen, u. es ist sehr wahrscheinlich, daß das Ganze ein Schiffermährchen u. von angespülten großen unbekannten Seethieren, welche man für junge K. hielt, entstanden ist. 2) (Herzthiere), bei Oken 6. Klasse der Thiere; die hierher gehörigen Thiere haben zwei Herzen, den Leib ohne Kiel u. Sohle, doch Fangarme od. Flossen, Meerthiere, wenige sitzen fest, andere können sich frei bewegen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 761.
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