Manchester [3]

[813] Manchester, sammtartige Gewebe von Baumwolle; bei ganz geringen Sorten wird der Aufzug auch von Leinen genommen. Aus dem Leinwand- od. Köpergrund stehen vertical in die Höhe gehende Fäden hervor, welche eine haarartige Decke, den Florod. Pol, bilden; beim M. wird der Flor durch den Schuß hervorgebracht u. zwischen je zwei den Grund bildende Schußfäden ein od. mehrere Polschußfaden eingelegt, welche auf der rechten Seite des Gewebes auf größere Strecken flott liegen; die Schußfäden werden sehr eng an einander geschlagen. Der Webstuhl zu Verfertigung des M-s (Manchesterstuhl) gleicht fast ganz dem Sammtweberstuhl. Wenn das Zeug vom Stuhle kommt, wird es in einen Rahmen gespannt u. die vom Polschuß gebildeten Schleifen mit einem eigenen Messer, welches nach oben zu rückwärts gebogen u. scharf geschliffen ist, aufgeschnitten (gerissen). Damit die einzelnen hervorstehenden Haare des M-s gleiche Länge bekommen, bringt man den M. auf eine Schermaschine od. man sengt ihn mit einem vierseitigen eisernen Bolzen (Brennbolzen), indem man mit demselben auf dem M. hinsireicht, od. auf bes. dazu eingerichteten Öfen; vgl. Kattun A) a). Dann kommt der M. auf die Dressingsmaschine, welche aus Bürsten, Kratzen u. Glättsteinen besteht, wo die rauhe Oberfläche sich entweder in Ribben ausbildet od. glatt wird. Hierauf wird er gebleicht, bedruckt u. appretirt; letzteres geschieht mit glatten Steinen u. etwas Wachs. Der M. wird erst im Stück u. zwar in allen Farben gefärbt u. gedruckt. Werden die Pole streifenweise nicht aufgeschnitten, od. beim Weben selbst schon so angeordnet, daß nach dem Reißen Streifen entstehen, so erhält man gestreiften M. Häufig wird der M. nach dem Drucken mit heißen Platten gepreßt u. so stellenweise der Flor niedergedrückt; es entstehen so schöne Muster u. Verzierungen. Solche M. liefert die Umgegend von Zittau. Es gibt seine, mittele u. grobe Sorten; der ordinäre hat einen glatten, der feinere einen geköperten Grund. Man braucht den M. zu Beinkleidern, Jacken, Mützen, Kragen etc. In England, bes. in Manchester, wird er am häufigsten fabricirt u. hat auch daher den Namen, auch Frankreich, bes. Rouen, Berlin, die sächsische Oberlausitz u. das angrenzende Böhmen liefert jetzt M.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 813.
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