Militärgeographie

[263] Militärgeographie, die Geographie, welche die Länder nicht blos in allgemeiner Beziehung betrachtet, sondern auch in Bezug auf die Wichtigkeit, welche dieselben für die Kriegführung haben. Daher liegen die Producte eines Landes, in so fern sie einem Kriegsheere wichtig sind, der mehr od. weniger kriegerische Geist der Bewohner u. vor allem die Beschaffenheit des Landes zum Kriegsgebrauch, das Terrain, innerhalb des Bereichs der M. In letzter Beziehung sind das Streichen der Gebirge u. ihr Verflachen in eine hügelige Gegend u. zuletzt in die Ebene, der Lauf der Flüsse, ihre Schiffbarkeit, die Straßenzüge u. Eisenbahnen, die Punkte, wo sie Gebirge u. Flüsse überschreiten (Pässe), die Beschaffenheit der Brücken die Gegenstände, welche eine Kriegsoperation auf irgend eine Weise fördern können, daher Wälder, sehr mit Hecken, Sümpfen, Gräben durchschnittenes Land etc., bes. Dinge, die in der M. vorkommen. Bei Städten u. Dörfern beachtet sie vorzüglich ihre Bauart, ob Kirchen, Klöster, Schlösser od. andere Gebäude sich in ihnen, bes. zur Anlegung von Magazinen, Lazarethen od. andern Militäretablissements eignen, ob die Beschäftigung der Bewohner (Handel, Fabriken) die Ortschaften zu solchen Anlagen geeignet macht, u. vor allem die Fähigkeit der Orte zur Befestigung, wie sie denn die vorhandenen Festungen vorzüglich genau ins Auge faßt u. ihre militärische Wichtigkeit zu beurtheilen sucht. Auch die Kenntniß der wichtigsten Schlachtfelder zieht man zuweilen in weiterem Sinne mit zu der M. Vgl. Hahnzog, Lehrbuch der M. in Europa, Magdeb. 1820–23, 2 Bde.; Meinecke, Allgemeines Lehrbuch der Geographie für Militärschulen etc., 3. Aufl., Magdeb. 1836; Koller, Kleine M. von Europa, Wien 1855; Killmeyer, M. von Europa, Stuttg. 1856.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 263.
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