Ouvrard

[527] Ouvrard (spr. Uwrahr), Gabriel Julian, geb. 1770 in der Provinz Poitou, lernte in Nantes die Kaufmannschaft, gründete dort 1788 ein eigenes Geschäft, focht dann unter den Republikanern in der Vendée u. wurde in Paris Lieferant, wodurch er in kurzer Zeit ein ungeheueres Vermögen erwarb. Auch für den Friedensfürsten sollte er die spanische Staatsökonomie organisiren, was jedoch nicht gelang u. sogar O-s Insolvenz 1807 herbeiführte. Deshalb machte Joseph Napoleon nach seiner Besitznahme Spaniens noch große Geldansprüche[527] an ihn, u. er saß 1809 in St. Pelagie gefangen, wurde jedoch, nachdem man die Sache geordnet hatte, freigelassen Bald darauf wurde er von Fouché auserwählt, um geheime Friedensunterhandlungen mit England anzuknüpfen; er begab sich deshalb nach Amsterdam u. unterhandelte mittelst Londoner Banquiers. Plötzlich wurde er aber auf Napoleons Befehl arretirt u. bis im Oct. 1813 festgehalten. 1815 ließ er sich wieder in neue Lieferungscontracte ein, ging als Generallieferant mit nach Waterloo u. ließ sich 1818 wieder von den französischen Ministern in das Anleihegeschäft verwickeln u. vermittelte den Frankreich gewährten Nachlaß an der Contribution durch die Alliirten. 1823 begleitete er den Herzog von, Angoulème als Generalmunitionär nach Spanien u. versorgte die Franzosen mit Lebensmitteln, wurde aber, weil er sich vieler Bestechungen schuldig gemacht hatte, nach der Rückkehr verhaftet. Er wurde 1829 entlassen, begab sich bei der Revolution 1830 nach England, kehrte bald zurück u. st. 1836 in Paris. Er schr.: Mémoire sur le crédit et l'administration, Par. 1819; Sur l'administration, ebd. 1824; Mémoires de G. J. Ouvrard, ebd. 1826, 3 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 527-528.
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