Quittenbaum

[773] Quittenbaum (Pyrus cydonia, Cydonia vulgaris), Art aus dem Geschlecht Pyrus (s.d.) u. der Untergattung Cydonia, mit vielsamigen Fruchtfächern, eirunden, an der Basis stumpfen, ganzrandigen, unterseits nebst dem Kelche, filzig behaarten Blättern; Strauch von 12–15 Fuß Höhe, liebt eine vor Kälte gesicherte, sonnige Lage, frisches gutes Erdreich, trägt goldgelbe, große Früchte (Quitten), wächst wild an felsigen Orten in Gebüsch od. Zäunen in Griechenland, Taurien, Siebenbürgen, am Ufer der Donau in Österreich, im Littorale, bei Fiume u. in der südlichen Schweiz, pflanzt sich leicht durch Wurzelschößlinge, auch durch Absenker u. Stecklinge, so wie durch Kerne fort. Diese reinigt man durch Wässern vondem ihnen anhängenden Schleime, bestreut sie dann mit seinem Sande, säet sie im Frühjahre auf gutes Gartenland, wo sie nach zwei Jahren ausgehoben u. verpflanzt werden können. Auch kann man dadurch, daß man einen ganzen Stamm ausgräbt u. ihn in die Erde legt, Stecklinge ziehen. Der Q. stammt aus Kreta, kam von da nach Griechenland u. hernach nach Rom, von wo aus man ihn weiter in Europa verbreitete. Der Stamm dient als Grundstamm für mancherlei Zwergobstbäumchen. Das Holz ist von unbedeutendem Nutzen, die Früchte werden zwar nicht gegessen, aber zu verschiedenem Gebrauch angewendet. Letztere unterscheiden sich als Apfelquitte (kleiner, rundlicher, der Apfelgestalt sich nähernd) u. Birnquitte (größer, birnförmiger, mit starker wolliger Schale), beide mit übereinstimmendem Saft, Geruch u. mit gleichen Eigenschaften für den Gebrauch. Für die vorzüglichste gilt die Portugiesische Q. (Cydonia vulgaris var. lusitanica), welche zur birnförmigen gehört, einen stärkeren Stamm hat u. tragbarer ist, dabei ist das Fleisch zarter u. zu Conditoreiwaaren sehr beliebt. Man fertigt aus ihr Quittencompots, Quittenmuß, Quittenbrod (mit Zucker eingesottenes u. getrocknetes Quittenmuß), Quittengelee, Quittenschnee, Quittenmarmelade; man macht sie in Zucker od. Essig ein, verbessert durch sie Äpfel- u. Pflaumenmuß, benutzt sie zum Kochen (wobei sie jedoch viel Zucker sordet) etc. Die Kerne (Quittenkörner, Semina cydoniorum), welche auf ihrer Oberhaut reichlichen Schleim u. einen geringen Antheil Blausäure enthalten, werden zur Bereitung des Quittenschleims u. zum Glattmachen der Haare der Damen angewendet.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 773.
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