R, r

[774] R, r (Litera canina, Hundsbuchstabe [weil die Hunde vor dem Bellen knurrend das r hören lassen]), 1) als Buchstab; R, r lateinisch u. romanisch, Ρ, ρ griechisch (Rho), ר hebräisch (Resch); im griechischen Alphabet der 17., im deutschen u. anderen europäischen Sprachen der 18., im Hebräischen der 20.; Zungenlaut, einer der Liquidä. Im Griechischen hat ρ im Anlaut stets den Spiritus asper über sich (ῥ), daher die aus dem Griechischen stammenden mit r anlautenden Wörter rh geschrieben werden; im Altdeutschen geht dagegen der Hauchlaut voraus her. Er gehört hinsichtlich seiner Aussprache zu den schwersten, daher Viele ihn nicht aussprechen können, sondern entweder statt seiner ein l hören lassen (Lallen), od. es zu tief im Gaumen, od. durch die Nase sprechen (Schnarren, Ratschen, griechisch Traulismos, lateinisch Balbuties). Bekannt ist, daß der Redner Demosthenes das R nicht gut aussprechen konnte u. daß G. W. Burmann Gedichte ohne den Buchstaben r schrieb; 2) als Zahlzeichen: a) im Hebräischen ר = 200, R, r = 200,000; b) im Lateinischen R = 80, R, r = 80,000; c) im Griechischen ῥ = 100, ρ = 100,000; d) in der Rubricirung = 17; 3) als Abkürzung: a) in römischen Handschriften, auf Münzen etc., für Roma, Romanus, Regia, Regnum, Restitutor etc.; b) (Buchh.), R = 18 Thlr., r = 18 gGr.; c) auf dem Revers französischer Münzen bezeichnet es die Münzstadt Orleans, auf portugiesischen Münzen die brasilianische Münzstadt Rio Janeira; d) auf Recepten gewöhnlich R, recipe, nimm; e) (in Münzwerken) = rarus (selten); je seltener eine Münze ist, desto mehrmal ist R wiederholt, daher RR sehr selten, RRR höchst selten; f) so v.w. Revers (s.d.); g) Bezeichnung eines rechten Winkels, z.B. 2 R =[774] 180°; h) beim rigaischen Hanf so v.w. Reinhanf; i) auf Ballen spanischer Wolle so v.w. erste Sorte; k) (Handlgsw.), so v.w. Reçu, empfangen; l) so v.w. recto, z.B. f. r., folio recto, das erste Blatt; m) Abkürzung für Réaumurscher Thermometer; n) auf der Stellscheibe der Taschenuhren so v.w. Retarde; o) (Mus.), so v.w. Ripieno u. rechte Hand.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 774-775.
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