Radĭus

[790] Radĭus (lat.), 1) Strahl; 2) Speiche am Rad u. an den Armknochen; 3) eine vom Mittelpunkte einer krummlinigen Figur (bes. Kreis u. Ellipse) nach seinem Umfange gezogene Linie. In so fern sich um jedes regelmäßige Vieleck ein Kreis beschreiben läßt, nennt man auch hier die vom Mittelpunkte nach den Ecken gezogenen Geraden Radien. Alle Radien sind einander gleich; 4) Radius vector (Vector), R. v. eines Punktes einer krummen Linie, die Verbindungslinie desselben mit einem gegebenen Punkte in der Fläche der Curve, daher die Gerade in den Polarcoordinaten (s. Coordinaten), die von einem Punkte der Curve nach der Achse gezogen ist; bei den Kegelschnitten nennt man vorzugsweise die Brennlinie (s.d.) so; bes. die gerade Linie, die von einem Brennpunkt der elliptischen Bahn eines Planeten, in welchem sich die Mitte des Sonnenkörpers befindet, an jeden Punkt der Bahn gezogen gedacht wird. Es ist eines der Grundgesetze der Planetenbewegung, daß die Radii vectores aller Planeten in gleichen Zeiten gleich große Raumebenen ihrer Bahnen beschreiben. Keppler bewies diesen Satz u. erkannte ihn namentlich an der ungleichförmigen Geschwindigkeit des Mars; aber Newton lehrte zuerst, daß er eine nothwendige Folge der allgemeinen Gesetze der Bewegung der Planeten sei, sobald sie von einem im Brennpunkt ihrer Bahnen liegenden Körper angezogen werden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 790.
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