Ravaillac

[859] Ravaillac (spr. Rawaljack), François, geb. 1578 in Angoulème, war Anfangs Rechtsgelehrter daselbst, kam Schulden halber ins Gefängniß u. wurde hier Schwärmer; später trat er in den Orden der Feuillans, aus welchem er jedoch wegen Ausschweifungen u. seiner schwärmerischen Ideen wieder ausgestoßen wurde, worauf er nach Angoulème zurückkehrte u. sich mit Schulunterricht beschäftigte. Mit seinen drückender werdenden Umständen wuchs auch sein Trübsinn, welcher, in ihm durch die damaligen Religionshändel zum Fanatismus gesteigert, ihn Heinrich IV. als Hauptfeind der Kirche betrachten u. hassen ließ. Nach wiederholten vergeblichen Versuchen erstach er den König am 14. Mai 1610 in Paris, als derselbe mit seinem Wagen in der engen Straße La Ferronerie zu halten genöthigt war. Er wurde auf der That ergriffen u. den 27. Mai, nachdem er furchtbar gefoltert worden war, auf dem Grève-Platze geviertheilt. Sein Name wurde vertilgt, sein Geburtshaus der Erde gleich gemacht u. seine Eltern u. Verwandten bei Todesstrafe aus Frankreich verwiesen. Wer R. zu dem Morde getrieben hat, ist ungewiß, denn obgleich er seine That offen eingestand, enthielt er sich doch jeder Andeutung über seine Mitschuldigen u. selbst die Untersuchungsrichter wagten weder ihm entscheidende Fragen vorzulegen, noch ihre Meinung zu äußern. Einige glaubten daher an die Schuldder Königin u. ihres Günstlings Concini, Andere hielten den Herzog von Epernon u. die Marquise von Verneil für die Urheber, die Meisten aber suchten die Fäden der Verschwörung am Spanischen Hofe u. in den Händen der Jesuiten.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 859.
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