Schelle

[125] Schelle, 1) Körper, welcher einen hellen Ton hervorbringt; daher 2) so v.w. Glocke, Klingel; bes. 3) hohle runde Körper von Messing- od. Silberblech, worin ein Kügelchen von Eisen sich befindet, so daß sie geschüttelt hell klingen. Jede S. besteht aus 2 Halbkugeln, welche am Rande zusammengelöthet sind, die untere Hälfte hat einen langen schmalen Ausschnitt, damit der Ton heller werde, an der oberen Hälfte ist ein Öhr, um die S. an einem andern Gegenstande befestigen zu können. Größere S-n gießt man aus Glockenmetall, Messing od. Argentan; man formt sie dabei in zweitheiligen Flaschen u. füllt vor dem Guß mit einem aus Lehm od. sehr fettem Sand gebrannten Kerne den hohl zu erhaltenden inneren Raum aus; als Formmodelle benutzt man in 2 Hälften zerschnittene Kugeln. In Deutschland waren die S-n im 11. bis 14. Jahrh. bei Männern u. Weibern ein Theil des Schmucks, man trug sie an Panzern, Wehrgehängen, Staatskleidern etc., die Weiber am Gürtel, an Schuhen, wo man sie in Indien noch trägt. Später kamen die S-n meist nur an Narrenkappen vor. Jetzt werden die S-n vorzüglich benutzt, um Pferdegeschirr damit zu besetzen; ein solches Schellengeläute besteht aus einem langen Streifen Leder od. Tuch, auf welches die S-n geheftet sind u. welches mit Franzen u. Quasten verziert ist; es wird auf dem Rücken od. dem Halse des Pferds befestigt u. hängt an beiden Seiten weit herab. Das Schellengeläute wird den Pferden nur im Winter aufgelegt, wenn sie in Kutschen od. Schlitten (Schellenschlitten) gespannt sind, um ihre Annäherung hörbarer zu machen. Auch beim halben Mond der Janitscharenmusik werden S-n angewendet. S-n werden verfertigt von den Schellenmachern, gesperrten Handwerkern; sie sind nicht weit verbreitet u. waren 1431 schon in Nürnberg zünftig. 4) Die vierte Farbe in der Deutschen Spielkarte, s. Karte S. 345; 5) (Her.), so v.w. Eisenhütchen; 6) Röhrhaken, womit die Abfallröhren der Dachrinnen an den Mauern befestigt werden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 125.
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