Schumla

[474] Schumla (Schumna), feste Stadt im türkischen Ejalet Silistria in Bulgarien; hat Schloß (festes Castell), mehr durch Natur als durch Kunst fest, war in den Türkisch-Russischen Kriegen gewöhnlich das Hauptquartier des Großveziers, treibt ansehnlichen Handel. Hier soll die einzige öffentliche Uhr in der ganzen Türkei u. die besten Kupferschmiede u. Blechschläger zu finden sein. Die Oberstadt bewohnen die Türken, die Unterstadt Juden, Griechen, Armenier; 20,000 Ew. Die Wichtigkeit S-s beruht hauptsächlich darauf, daß von hier aus die östlichen Pässe des Balkan, sowie die Donaupassagen bei Rustschuk u. Silistria u. die Hafenplätze Varna u. Baltschik beherrscht werden. Die Festungswerke der Stadt sind schwach u. verfallen u. bestehen hauptsächlich nur noch in einigen detachirten Forts, welche gewissermaßen ein großes befestigtes Lager begrenzen. Der Ort kommt als Schumen u. Schumna schon im 9. Jahrh. vor, wo er Sitz des Khans Crumus war u. 811 von dem byzantinischen Kaiser Nikephoros zerstört ward; auch Khan Simeon scheint hier gesessen zu haben, wenigstens hieß es bei den Byzantinern im 10. u. s. Jahrh. Simeonis vertex (Simonsspitze); 1087 wurde es vom Kaiser Alexios belagert u. 1387 von den Türken unter Ali Pascha durch Capitulation genommen; 1649 u. 1768 wurden die Befestigungen erweitert u. verstärkt. Merkwürdig ist S. durch die Einschließung der Russen unter Romanzow 1774, unter Kamenskoi im Juli 1810 u. unter Diebitsch im August 1829, s. Türken (Gesch.).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 474.
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