Thesmophorien

[502] Thesmophorien (gr. Rel.), Fest der Demeter Thesmophŏros (d.i. der Ordnerin, Gesetzgeberin). Ursprünglich waren die Th. ein Fest, welches auf Ackerbau Bezug hatte. Die ältesten Th. waren die attischen, welche alle Jahre 3 od. 4 od. 5 Tage vom 10._– 13. des Monats Pyanepsion gefeiert wurden, theils zu Athen, theils zu Eleusis. Zu den Vorbereitungen zu dem Feste, welches nur von Weibern (Thesmophoriazūsä) gefeiert wurde, gehörten neuntägige Enthaltung vom ehelichen Umgange, das Sitzen auf Kräutern, welche das Verlangen des Weibes minderten, die Feier der Stenia (s.d.). Das Fest der Th. selbst begann nun mit dem Hinaufzug (Anodos) der Feiernden von Athen nach Eleusis, um die Gesetztafeln dahin zu tragen; am folgenden Tage war die Rückkehr nach Athen (Kathodos). Nun kam der Haupttag: die Weiber versammelten sich mit Klagen u. stellten eine Procession an; auf einem Wagen wurde der heilige Korb (Kalathos) der Demeter gefahren, die Eingeweiheten folgten mit bloßen Füßen, Jungfrauen trugen heilige Gefäße; die Hauptpunkte, wohin sich der Zug bewegte, waren das Thesmophorĭon (Tempel des Demeter) u. das Prytaneion. Bei dem Zuge wurden Lieder gesungen, in denen die Göttin als Geberin des Getreides angerufen wurde. Auch das Diogma (ein geheimnißvolles Opfer zur Erinnerung an die Erhörung eines Gebets der athenischen Weiber, daß die Feinde geschlagen würden) fiel auf diesen Tag. Die, welche die Th. vier Tage dauern lassen, nennen den letzten Kalligeneia; an demselben wurde unter andern auch ein Sühnopfer für die am Feste etwa begangenen Vergehen gebracht. Außerdem wurden die Th. in Arkadien, Argos, Eretria, Sicilien etc. gefeiert. A. Wellauer, De Thesmophoriis. Bresl. 1820.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 502.
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