Traubensäure

[766] Traubensäure (Vogesensäure, Acidum racemicum, A. paratartaricum, A. uvicum), C8H6O12 + 2HO, der Weinsäure ähnliche u. früher mit dieser für isomer gehaltene Säure, welche von Kestner u. Thann in den Jahren 1822 u. 1824 bei der Bereitung der Weinsäure in großer Menge erhalten wurde. Zu jener Zeit sättigte man die Weinsäure mit kohlensaurem Kalk u. fällte den Rest durch Chlorcalcium. Der weinsaure Kalk wurde durch Schwefelsäure zerlegt, die Lösung über freiem Feuer eingedampft u. durch einen Strom von Chlorgas gebleicht. Bes. im Winter bemerkte man daran die Ausscheidung von Krystallen von T. Seitdem man aber die Weinsäure mit Ätzkalk sättigt u. den weinsauren Kalk durch Salzsäure zersetzt, erhielt man die T. wieder. Dagegen hat Pasteur gefunden, daß sich Weinsäure theilweis in T. verwandelt, wenn man weinsaures Cinchonin langsam einer Temperatur von 170° aussetzt. Sie krystallisirt in wasserhellen klinorhombischen Säulen, welche beim Erwärmen ihr Krystallwasser verlieren u. in 53/4 Theilen kaltem Wasser, auch in Alkohol in geringer Menge sich lösen. Sie unterscheidet sich bes. dadurch von der Weinsäure, daß sie mit Auflösungen von salpetersaurem u. schwefelsaurem Kalk, sowie von Chlorcalcium Niederschläge von traubensaurem Kalk gibt, welcher in Salmiak unlöslich ist. Nachdem die krystallisirte Säure bei 150° alles Wasser verloren hat, bleibt sie bis 200° unverändert, aber bei stärkerer Hitze schmilzt sie u. verwandelt sich unter Aufbrausen erst in Paratartrelsäure, darauf in Paratartaranhydrid. Bei der trockenen Destillation liefert sie dieselben Producte wie die Weinsäure. Bei der Darstellung von traubensaurem Natronammoniak spaltet sich die T. in die zwei sie zusammensetzenden Säuren: Dextroracemsäure, welche im Polarisationsapparat nach rechts ablenkt, läßt sich nicht von der Weinsäure unterscheiden; u. die Lävoracemsäure, welche nach links ablenkt. Die T. bildet mit Basen die Traubensauren Salze (Racemate, Uvate), neutrale Salze, welche entweder auf 1 Atom Säure 2 Atom Base od. 1 Atom Base u. 1 Atom Wasser enthalten.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 766.
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