Veratrin

[445] Veratrin, C64 H52 N2 O16, eine organische Base, welche sich im Veratrum album, V. sabadilla u. im Colchicum autumnale findet. Man stellt das V. aus dem Samen von V. sabadilla, in welchem es mit Sabadillin verbunden vorkommt, dar, indem man denselben mit schwefelsäurehaltigem Wasser auszieht, die Flüssigkeit mit kohlensaurem Kali sättigt u. das abgedampfte Extract mit Weingeist auszieht. Der durch Abdampfen der weingeistigen Lösung erhaltene Rückstand wird mit verdünnter Schwefelsäure ausgezogen u. die Basen V. u. Sabadillin aus dieser Lösung mittelst kohlensauren Natrons ausgefällt. Das erhaltene weiße Pulver wird mit siedendem Wasser behandelt, wodurch das Sabadillin ausgezogen wird. Das V. wird abermals in verdünnter Schwefelsäure gelöst u. mit kohlensaurem Natron gefällt; man reinigt es durch Behandeln mit Äther, so lange als dieser noch etwas aufnimmt, u. freiwilliges Verdunsten der Lösung. Das V. krystallisirt in farblosen Säulen, welche an der Luft undurchsichtig werden u. bei 115° schmelzen; es reagirt alkalisch, besitzt keinen Geruch, erregt aber heftiges Nießen. Der Geschmack des V-s ist scharf. Im Wasser ist es fast unlöslich, leicht löslich aber in Alkohol u. Äther. Es ist ein sehr heftiges Gift u. wird in der Medicin äußerlich gegen Neuralgien u. Lähmungen angewendet. Mit Säuren bildet das V. krystallisirbare Salze, welche neutral reagiren u. schwach brennend schmecken. Das salzsaure V. krystallisirt in kurzen, in Alkohol u. Äther löslichen Nadeln; das schwefelsaure V. krystallisirt in langen, vierseitigen Nadeln.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 445.
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