Vorschlag [2]

[696] Vorschlag, 1) beim Eindecken eines Ziegeldaches der Kalk, welcher an den Ort gestrichen wird, wo der Dachziegel anliegt; 2) rundes Rasenstück, welches beim Feuern mit glühenden Kugeln auf das Pulver vor die Kugel gesetzt wird; beim Manövriren, beim Festungsgeschütz u. beim Feuern mit losem Pulver ist der V. aus Heu, Rasen od. Stroh, bei Gewehren aus Werg od. Papier, s. Pfropf 1); 3) was beim Schmelzen eines Metalles demselben zur Beförderung des Flusses zugesetzt wird; 4) bei der Bleiarbeit die zugesetzte Glätte; 5) in den Gruben ein Stück Eisen, welches vor die Stämpel u. Spreizen geschlagen wird, damit dieselben nicht ausweichen; 6) (Tuchm.), so v.w. Niep; 7) der untere Vorsprung einer Mauer, welche unten dicker ist u. daselbst eine Böschung hat; 8) der schmale Raum zwischen den Fenstern od. Thüren u. der Mauer, welcher meist durch die beiden Seitengewände gebildet wird; 9) Theil des Windkastens in der Orgel, s.u. Orgel S. 352; 10) (Metr.), so v.w. Anakrusis; 11) (Mus., ital. Appogiatura, spr. Apoddschatura), eine Verzierungsmanier, bes. zur Verzierung der Melodie. Der V. ist eigentlich aus dem Vorhalt entstanden u. bestand immer aus der ganzen od. halben Stufe über od. unter der Hauptnote, welcher er vorgesetzt wurde. Jetzt benutzt man auch häufig andere Intervallen zum V. Man setzt den V. etwas kleiner, als die gewöhnliche Notenschrift geschrieben, vor die Hauptnote u. theilt ihn ein in den langen V., welcher die Hälfte der Hauptnote gilt, von welcher er abgezogen wird; u. den kurzen V., welcher noch schief durchstrichen wird; dieser muß verhältnißmäßig geschwind u. ohne Accent ausgeführt werden, z.B.:

Vorschlag [2]

[696] Der kürzeste V. heißt Acciacatur Steht ein langer V. vor einer dreitheiligen Note, so gilt er 2/3 derselben u. der Hauptnote werden diese A abgezogen. Bettaugen V-en müssen diese selbst, bei kurzen V-en aber die darauf folgende Hauptnote den Accent bekommen. Es kann auch der Fall eintreten, daß zwei u. mehre Noten (Doppelvorschlag) als V-e vor eine Note kommen, z.B.:

Vorschlag [2]

V. u. Hauptnote müssen immer an einander gezogen vorgetragen werden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 696-697.
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