Yvetot

[479] Yvetot (spr. Iw'to), 1) Arrondissement im französischen Departement Nieder-Seine, 21,4 QM.; 142,000 Ew.; 2) Hauptstadt hier, an der Eisenbahn von Paris nach Havre; Handelsgericht, Fabriken in vielerlei wollenen, baumwollenen, seidenen, leinenen Waaren, Hüten etc., treibt Handel mit Toiles cretonnes, hat viele Färbereien u. 10,000 Ew. Die Herren des Landes führten ehemals den Titel König von Y., wovon man die Veranlassung so erzählt: Walther (Gautier), Herr von Y., angeblich Diener des Königs Chlothar I., erregte den Zorn des Königs[479] durch einige Fehltritte u. floh dessen Hof, um sein Vergehen im Kampfe gegen die Feinde des Christenthums abzubüßen. Nach 10 Jahren kehrte er mit Versöhnungsbriefen des Papstes Agapetus zurück u. bat am Charfreitag 535 in der Kathedrale zu Soissons den König um Verzeihung, aber der König durchstieß ihn mit dem Schwert. Um diese That zu sühnen, soll der König das Ländchen Y. für die Nachkommen Walthers zu einem Königreich erhoben haben. Man hat aber erwiesen, daß die Herren von Y. erst 1370–92 den Titel als Könige annahmen. 1681 verlor das Ländchen seine Souveränetät u. die Herren erhielten den Titel als Princes d'Y., doch erhielt sich das alte Prädicat als Könige noch, denn noch 1789 wurde der Tod des Grafen Camille III. von Albon als Königs von Y. angezeigt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 479-480.
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