Yvetot

[828] Yvetot (spr. īw't0o), Arrondissementshauptstadt im franz. Depart. Niederseine, an der Westbahn, Sitz eines Gerichtshofs und eines Handelsgerichts, hat eine Kirche aus dem 18. Jahrh., ein Seminar, eine Bibliothek, eine Gewerbekammer, Fabriken für Baumwoll- und Schafwollwaren, Hüte, Färberei, Handel und (1906) 6548 (als Gemeinde 7133) Einw. – Y. bildete ehemals mit einem kleinen Landgebiet jahrhundertelang ein souveränes Fürstentum (Freilehen), im Munde des Volkes Königreich Y. genannt. Der Sage nach verlieh der fränkische König Chlotar I. 534 den Königstitel den Erben Walters von Y. als Sühne dafür, daß er diesen in Soissons ermordet hatte. Wahrscheinlich aber haben die Herren von Y. erst im 14. Jahrh. den Titel angenommen, den ihnen Ludwig XI. und die andern Könige bestätigten. 1681 sprach das Parlament dem Ländchen die Souveränität ab, erklärte es aber für ein freies Gut, dessen Herren sich Princes d'Y. schrieben, und dessen Bewohner von Auflagen befreit waren, ein Zustand, der bis zur Revolution dauerte. Bekannt ist Bérangers Gedicht »Le roi d'Y.« Vgl. Beaucousin, Histoire de la principauté d'Y. (Rouen 1884).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 828.
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