Zwerchfell

[764] Zwerchfell, 1) (Diaphragma), der die Brusthöhle von der Bauchhöhle trennende, unter den Lungen u. dem Herzen, über dem Magen, der Leber u. den übrigen Baucheingeweiden gelegene Muskel. Er stellt eine nach oben zu gewölbte, nach unten hin ausgehöhlte Haut dar, welche im Umkreise aus Muskelbündeln gebildet wird, welche mittelst kurzer, sehniger Adhäsionen an der hinteren Fläche des schwertförmigen Knorpels, den sieben unteren Rippen u. deren Knorpeln, mit längeren Flechsen von der vorderen Fläche der Lendenwirbel u. ihren Fortsätzen entspringen, sich wie Radien eines Kreises, indem sie sich in einander verweben, nach dem mittleren Theile erstrecken, welcher eine aus vielfach verwebten Sehnenfasern zusammengesetzte Ausbreitung bildet. Man unterscheidet demnach: a) einen muskulösen Theil (Pars muscularis) u. theilt denselben wieder nach der Befestigung seiner einzelnen Bündel: in den größeren Rippentheil (P. costalis) u. den kleineren Lendentheil (P. lumbalis) ein. Die Ansätze der Muskelbündel des Rippentheils bilden Zacken, deren Zwischenräume von Partieen des viereckigen Bauchmuskels, des Psoas, des queren, äußeren, schiefen u. geraden Bauchmuskels u. den Fasern der Zwischenrippenmuskeln ausgefüllt werden. Der Lendentheil entspringt in drei Abtheilungen (Schenkeln, Crura) von den zwei bis drei oberen Lendenwirbeln u. legt sich an die Fasern der von der zwölften Rippe kommenden Zacken an. Der erste od. äußere Schenkel entspringt auf jeder Seite von dem Querfortsatz des ersten od. zweiten Lendenwirbels, dem Bande zwischen ersteren u. dem Querfortsatz des letzten Brustwirbels, u. dem Seitentheile der vorderen Fläche des zweiten Lendenwirbels mit einem schmalen, sehnigen Streifen. Der zweite od. mittlere Schenkel entspringt mit einer kurzen Sehne von dem Seitentheile der vor deren Fläche des vierten, dritten, zweiten, ersten Lendenwirbels u. den zwischen ihnen gelegenen Bändern, verbindet sich genau mit dem vorigen, geht mit ihm zum letzten Brustwirbel herauf u. dann aufwärts u. vorwärts gegen die Mitte zu. Der dritte od. innere Schenkel entspringt, mit dem vorderen Längsbande der Wirbel u. der Sehne des linken inneren Schenkels verbunden, von der vorderen Fläche des zweiten u. dritten Lendenwirbels mit einer langen u. starken Sehne, ist am stärksten u. am reichsten mit Fleischfasern versehen. b) Der sehnige Theil des Z-s (Pars tendinea, Centrum tendineum, Speculum Helmontii) nimmt den höchsten u. mittleren Platz zwischen dem vorigen ein, ist jedoch mehr nach vorn gelegen, wo er gegen den schwertförmigen Knorpel hin in eine stumpfe Spitze ausläuft u. von wo die nach auswärts u. rückwärts gerichteten Seitentheile (Alae, Flügel) ausgehen. Er ist überall mit dem muskulösen Theile fest verbunden, dessen in ihm übergehende Fasern mit seinen, in verschiedenen Richtungen gelagerten ein dichtes, verworrenes Gewebe von Sehnenfasern bilden. In dem Z. finden sich mehre Öffnungen, nämlich: die Spalte für die Aorta (Hiatus aorticus), von den aus einander weichenden, inneren Rändern der inneren Schenkel gebildet u. nach oben durch die sich kreuzenden Fasern dieser Schenkel geschlossen, liegt vor der Mitte des ersten Lenden- u. letzten Brustwirbels. Die Spalte für die Speiseröhre (Foramen oesophageum, F. ellipticum), liegt etwas vorwärts u. links von der vorigen, ist länglich, wird von den gekreuzten Fasern der innern Schenkel[764] gebildet u. durch eine abermalige Kreuzung derselben nach vorn geschlossen. Außer der Speiseröhre gewährt sie den Nervi vagi den Durchgang. Die Spalte für die untere Hohlvene (das viereckige Loch, Foramen pro vena cava, F. quadrilaterum), liegt rechts u. vorwärts von der Aortenspalte, ganz in dem sehnigen Theil des Z-s, rechts neben der vorderen Fläche des untersten Brustwirbels u. bildet ein Viereck mit flach gekrümmten Seiten. Außer den genannten kommen noch kleinere, weniger bestimmte Öffnungen für die Vena azyga u. V. hemiazyga, welche auch oft mit durch die Aortenspalte gehen, für den großen sympathischen u. für den splanchnischen Nerven, so wie mehre noch kleinere u. unbestimmtere für Gefäße u. Nerven vor. Die obere, gewölbte Fläche des Z-s ist, außer da, wo der Herzbeutel sich befindet, mit dem Brustfell (s.d.), die untere, concave Fläche, außer da, wo die Nieren u. Nebennieren anliegen, mit dem Bauchfell, welches an einigen Stellen auch auf die obere Fläche sich verbreitet, überzogen. Durch die abwechselnde Zusammenziehung u. Erschlaffung des muskulösen Theiles des Z-s wird die Wölbung desselben bald erhöht, bald vermindert, dadurch aber bald die Brusthöhle erweitert u. die Bauchhöhle verengt, bald umgekehrt diese erweitert u. jene verengt. Hieraus ergibt sich der wichtige Einfluß, welchen das Z. durch seine Bewegungen einestheils auf das Athemholen, anderntheils auf die Bewegung u. so auf die Anregung der Thätigkeit der Baucheingeweide hat. Wird außerdem dasselbe kräftig abwärts gezogen, so preßt es unter Mitwirkung der Bauchmuskeln die Eingeweide nach der Beckenhöhle hin u. kann auf diese Weise zur Beförderung der Geburt, der Darm- u. Blasenausleerungen beitragen. An dem Lachen hat das Z. weit weniger Theil, als man sonst glaubte. 2) Eine die Zähne der Mündungsbesetzung mancher Moosbüchsen vereinigende Querhaut.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 764-765.
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