Vorarlberger Bahn

[222] Vorarlberger Bahn (90∙905 km), mit 78∙678 km in Vorarlberg, mit 2∙364 km in der Schweiz und mit 8∙963 km im Fürstentum Liechtenstein gelegene Eisenbahn, ehemals Privatbahn mit dem Sitz der Gesellschaft in Wien, seit 1882 im österreichischen Staatsbetrieb, umfaßte zur Zeit der Verstaatlichung die Hauptbahn Bludenz-Feldkirch-Bregenz-Loiblach (bayrische Grenze) einschließlich der Verbindungskurve bei Lautrach (62∙959 km) sowie die Flügelbahnen Feldkirch-Buchs (17∙992 km) und Lautrach-St. Margarethen (9∙054 km). Die 5∙941 km lange Strecke von der Reichsgrenze bis Lindau hatte die Gesellschaft von den bayerischen Staatsbahnen in Pacht genommen; es betrug demnach das gesamte Betriebsgebiet der V. 95∙946 km.

Die Bestrebungen für die Herstellung einer Eisenbahnverbindung zwischen dem Bodensee und der Adria, die auch die Bahnstrecke in Vorarlberg in sich schloß, reichen in das Jahr 1847 zurück. Erst im Jahre 1869 wurde die Konzession für die Linie Bludenz-Feldkirch-Bregenz-bayerische Grenze bis Loiblach mit Zweigbahnen von Feldkirch an die Rheingrenze bei Buchs und von Lautrach an die schweizerische Grenze bei St. Margarethen unter Zusicherung der Staatsgarantie erteilt. Für die auf schweizerisches Gebiet fallenden Strecken der Bahn wurde die Konzession seitens des Kantons St. Gallen am 1. Dezember 1869 und für die im Fürstentum Liechtenstein gelegenen Strecken am 14. Januar 1870 verliehen. Über die Anschlüsse der V. an Bayern (bayerische Staatsbahnen) und die Schweiz (Vereinigte Schweizer Bahnen) wurde der Staatsvertrag am 27. August 1870 geschlossen.

Die Eröffnung der Hauptlinie Bludenz-Bregenz-bayerische Grenze erfolgte am 1. Juli 1872, jene der Flügelbahnen Feldkirch-Buchs sowie Lautrach-St. Margarethen am 24. Oktober bzw. 23. November 1872.

Mangels einer unmittelbaren Verbindung der V. mit den übrigen österreichischen Bahnen litt dieselbe an Betriebskostenabgängen und mußte zur Deckung derselben vom Staate außer der Reinertragsgarantie Betriebskostenvorschuß in Anspruch nehmen.

Am 24. Juni 1882 verfügte die Regierung, daß das Unternehmen der V. auf Grund des Sequestrationsgesetzes vom 14. Dezember 1877 in den Staatsbetrieb übernommen und der Betrieb für Rechnung der Gesellschaft geführt werde. Mit dem Übereinkommen vom 11. Dezember 1883 wurde der Staatsverwaltung das Recht eingeräumt, die V. vom 1. Juli 1884 jederzeit zu erwerben. Die Einlösung erfolgte 1885. Die V. bildet seit Eröffnung der Arlbergbahn (Innsbruck-Bludenz) eine überaus wichtige Durchzugslinie zwischen Tirol und den östlich gelegenen österreichischen Alpenländern einerseits, Vorarlberg sowie dem Bodensee und der Schweiz anderseits.

Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 10. Berlin, Wien 1923, S. 222.
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