Zweystimmig

[1286] Zweystimmig. (Musik)

Sind die Tonstüke von zwey Stimmen. Sie sind von zweyerley Art. Die vornehmsten und schweersten sind die von zwey concertirenden Stimmen, und werden Duette genennt. Von diesen haben wir in einem besondern Artikel gesprochen. Wir merken hier nur noch an, daß über die Lehre vom Saz des [1286] für zwey Instrumente gemachten Duets der Vorbericht zu Quanzens Flötenduetten nachzusehen ist.

Eine andre und leichtere Art des zweystimmigen Sazes kommt in den Stüken vor, da eine einzige Melodie für die Flöte, Hoboe, oder ein anderes Instrument, von einem Clavicembel oder Flügel begleitet wird. Bey diesen hat der Saz weniger Schwierigkeit; weil allenfalls das Leere der Hauptstimme durch die vielstimmige Begleitung bedekt wird. Aber bey dergleichen Stüken wird ofte der Fehler begangen, daß sie von einer Viola, oder gar von einem Violon begleitet werden. Dadurch geschehen Versezungen in den Contrapunkt der Octave, wozu doch der Tonsezer das Stük nicht eingerichtet hat.

Einzele Stellen des zweystimmigen Sazes kommen bisweilen auch in Concerten vor, wo die Hauptstimme durch einige Takte nur von einer Violin begleitet wird. Dergleichen Stellen müssen nothwendig nach den Regeln der Duette, oder Bicinien gesezt werden.

Es ist sehr übel gethan, wenn man Anfänger zuerst im zweystimmigen Saz übet. Dieser kann nicht richtig gelernt werden, bis man die ganze vierstimmige Harmonie gründlich versteht und einen vierstimmigen Generalbaß rein zu sezen weiß.

Quelle:
Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste, Band 2. Leipzig 1774, S. 1286-1287.
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