Friese

1. Alle Friesen Freiherren, die geborenen und die ungeborenen.Graf, 41, 113; Richthofen, 441, 2.


2. Alle Friesen sitzen auf freiem Stuhl.Graf, 41, 114; M. Hettema, Oude friesche Wetten (Leeuwarden 1846-51), I, 33, 100 u. 203; II, 73.


3. Die Friesen sind Herren.

Zur Belohnung ihrer Tapferkeit ertheilte ihnen Kaiser Karl den Titel »Herr«.

Holl.: Keizer Karel noemde de Friezen heren. (Harrebomée, I, 197.)


4. Wenn der Friese sein Haar mit den Fingern berührt, so kann man ihm glauben.

Bezieht sich auf die Form ihrer frühern Eidesleistung. Sie zogen dabei das Haupthaar an der linken Seite etwas hervor und legten die Finger der rechten Hand darauf.

Holl.: Men kan den Fries gelooven, want hij heeft zijne haaren met de vingeren aangeraakt. (Harrebomée, I, 197.)


5. Wie die Friesen pauken, so antworten die Holländer.

Bezieht sich auf die zwischen Friesen und Holländern stattgefundenen Kämpfe, in denen bald die einen, bald die andern die Oberhand behielten. Ein holländisches Sprichwort geht bestimmter darauf ein: Als de Hollanders van Kenan pogchen, dan pogchen de Friezen van Bauck. (Harrebomée, I, 197.)


[Zusätze und Ergänzungen]

6. Der Friese ist ein ganzer Mann.

Altfr.: De Friis es en hiil man. (Hansen, 4.)


7. Der Friese ist lieber todt als unfrei.

Es soll aus der Zeit Karl's d. Gr. eine alte, zu Rom im Jahre 802 ausgestellte Urkunde erhalten sein, auf die sich die Nordfriesen berufen, in der sie »edle freie Friesen« genannt worden seien. Ein alter Schriftsteller sagt: »Die in dieser Urkunde enthaltenen kaiserlichen Privilegien haben die Friesen hernach allewege festegehalten, dass sie sich eher hätten tödten lassen, als dass sie sich derselben hätten begeben. Daher das Sprichwort bei ihnen entstanden: Friso pro libertate mortem appetit.« (Vgl. Weigelt, Nordfries. Inseln, 204.)

8. Der Friese thut nichts halb.

Altfr.: De Friis dääd nönt hualef. (Hansen, 4.)


9. Die Friesen singen nicht.

Frisia non cantat. Dies alte Sprichwort deutet an, dass mit der Kunst des Gesanges auch die Thätigkeit der dichtenden und gestaltenden Phantasie überhaupt in dem derben, nüchternen und verständigen Volke der Friesen keinen ergiebigen Boden gefunden habe.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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