Matthäus

1. An Matthäi (21. Sept.) die Mütz' über die Ohren zieh'.Orakel, 773.

In Oberitalien glaubt man, dass um diese Zeit die schöne Witterung schliesst. Daher sagt man: An Sanct-Matthäi ist das schöne Wetter vorüber. Und: Nach dem Matthäustage nicht viel nach schönen Tagen frage. (Reinsberg VIII, 173.)


2. Der Mates äss der Eissrämpler. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 17.


3. Hat Matthäus1 der Evangelist schön Wetter im Haus, so hält es noch vier Wochen aus.

1) Die beiden Heiligen Matthäus und Matthias werden im Volksmunde nicht stets unterschieden; so heisst in Oberösterreich, wie Baumgarten bemerkt, der Tag des Apostels Matthäus (21. Sept.) auch der Matthiastag, und es gibt so zwei Matthäustage, der erste am 24. Februar (Matthias) und der letzte am 21. September (Matthäus). Es ist daher nicht ganz leicht, die beiden Heiligen mit ihrem Wirkungskreise auseinander zu halten und sprichwörtlich jedem zu geben und zu lassen, was ihm gebührt.

[496] 4. Ist an Matthäus Sonnenschein, gibt es nächstes Jahr viel Wein.Orakel, 770-771.

In Venedig sagt man aber: An Matthäi hat das schöne Wetter ein Ende. Und in Mailand: Nach dem Tage von Sanct-Matthä'n wird man wenig schöne Tage sehn. (Orakel, 771 u. 774.)


5. Ist Matthäi hell und klar, hoff' auf viel Wein im nächsten Jahr. (Pfalz.)


6. Ist Matthäus hell und klar, gute Zeiten bringt's fürwahr.Boebel, 45.


7. Ist Matthäus schön, wird's noch also vier Wochen gehn.Orakel, 769.


8. Matthäus hell und klar bringt guten Wein im nächsten Jahr.Boebel, 43.


9. Matthäus macht Tag und Nacht gleich.Orakel, 768.


10. Matthäus packt die Bienen ein.

Engl.: St. Matthee, shut up the bee. (Bohn II, 38.)


11. Sanct Matthe sett de Some g'seh. (Luzern.)

Die Saaten sollen auf diesen Tag schon aus der Erde kommen.


12. Tritt Matthäus ein, muss die Saat beendet sein.

Poln.: Mateusza, do sieusza. (Boebel, 45.)


13. Wenn Matthäus weint statt lacht, er aus dem Weine Essig macht.Bair. Hauskalender.


14. Wenn's Matthäi am letzten ist, so rettet oft noch Weiberlist.Eiselein, 454.


15. Wie es Matthäus treibt, so es vier Wochen bleibt.


16. Zu Matthäe eil' und säe.


*17. Do is 's mid'n Rechd Mathe am lesten. (Steiermark.) – Firmenich, II, 766, 37.


*18. Es ist Matthäi am letzten mit ihm. (S. Fuss 235.) Eiselein, 454; Masson, 331 u. 343; Braun, I, 2583; Frischbier2, 2557; Schütze, III, 85.

Matthäus scheint hier, wie W. Wackernagel (Germania, V, 349) bemerkt, eine Anspielung auf das Adjectivum »matt« zu enthalten. In Würtemberg: Do ist Matthäi am letzta. (Nefflen, 455; Schwäb. Michel, 260.) Es ist aus mit seinem Leben, seiner Wirthschaft; sein Geschäft geht zu Ende damit. Es hilft nichts mehr, das letzte Mittel ist angewandt oder hat fehlgeschlagen. In Würzburg: 'S is Matthäus an letzta Kapitel. (Sartorius, 173.)

Lat.: Res jam est ad extremum perducta assem. (Chaos, 590.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873, Sp. 496-497.
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