Reif (Adj.).
1. Froh rîp, frôh rött (faul, verrottet). (Ostfries.) – Bueren, 468; Eichwald, 1090; Weserzeitung, 4057; Frommann, V, 427, 470; Hauskalender, II.
Früh reif, früh faul.
2. Früh reif wird nicht steif. (Eifel.)
3. Je früher reif, je früher faul. – Simrock, 2864; Körte, 3146; Winckler, XVI, 47.
Engl.: Soon old, soon with God. – Soon ripe, soon rotten. (Gaal, 146.)
Lat.: Cito maturum, cito putridum. – Festinata maturitas celerius occidit. – Is cadit ante senem, qui sapit ante diem. – Odi puerulum praecoci sapientia. – Praecocia ingenia raro maturescunt. – Qui sapit ante pilos, non sapit ille diu. (Gaal, 146.) – Quod cito fit, cito perit. (Henisch, 176, 8; Frob., 553; Philippi, II, 141.)
4. Was bald reif wird, wird bald faul. – Simrock, 8379; Körte, 5038.
Böhm.: Co brzy zrá, brzy dozrá. (Čelakovsky, 203.)
Lat.: Non potest in eo esse succus diuturnus, quod nimis celeriter est maturitatem assecutum. (Seybold, 376; Philippi, II, 42.)
5. Was bald reiff, das helt nit steiff. – Franck, II, 14b; Petri, II, 587; Henisch, 176, 8; Sutor, 986; Suringar, CLVII, 7; Eiselein, 526; Gaal, 146; Körte, 5037; Simrock, 8378; Schulfreund, 90, 198.
Schwed.: Omogen frucht ruttnar snart. (Grubb, 614.)
6. Was reif ist, das fault gern.
Holl.: Wat rijp is, wil rotten. (Harrebomée, II, 222a.)
7. Was reiff ist, das felt ab. – Petri, II, 748.
8. Wat mek rîpe is, dat blaumet all den anderen. – Schambach, II, 429.
Was mir reif ist, das blüht schon dem andern. – Was mich betroffen hat, kann auch andern begegnen.
9. Zeitig reif, zeitig roth, zeitig weiss, zeitig todt. – Winckler, X, 38.
Holl.: Vroeg rijp, vroeg rot; vroeg wijs, vroeg zot. (Harrebomée, II, 222a.)
*10. Der ist schon längst reif. – Klix, 74.
*11. Er ist reif bis an den Bart. – Eiselein, 526.
*12. Er ist reif für Allenberg. – Frischbier2, 3113.
*13. Er ist reif für Plagwitz. (Schles.)
Um zu sagen, er handelt, als wenn er nicht gescheit wäre. In den genannten Orten sind nämlich Irrenhäuser.
*14. Er ist reif für Rügenwalde.
In dieser Stadt befindet sich eine Anstalt für unheilbare Irre.
*15. Er ist reif für Schwetz. – Frischbier2, 3113.
*16. Reifer als der Tod.
Wer für einen bestimmten Zweck die erforderliche Entwickelung mehr als erreicht hat.
17. Reif zum Vollmond kündet an, dass bald Kälte kommen kann. – Marienkalender, 1879, S. 25.
Buchempfehlung
Im Jahre 1758 kämpft die Nonne Marguerite Delamarre in einem aufsehenerregenden Prozeß um die Aufhebung ihres Gelübdes. Diderot und sein Freund Friedrich Melchior Grimm sind von dem Vorgang fasziniert und fingieren einen Brief der vermeintlich geflohenen Nonne an ihren gemeinsamen Freund, den Marquis de Croismare, in dem sie ihn um Hilfe bittet. Aus dem makaberen Scherz entsteht 1760 Diderots Roman "La religieuse", den er zu Lebzeiten allerdings nicht veröffentlicht. Erst nach einer 1792 anonym erschienenen Übersetzung ins Deutsche erscheint 1796 der Text im französischen Original, zwölf Jahre nach Diderots Tod. Die zeitgenössische Rezeption war erwartungsgemäß turbulent. Noch in Meyers Konversations-Lexikon von 1906 wird der "Naturalismus" des Romans als "empörend" empfunden. Die Aufführung der weitgehend werkgetreuen Verfilmung von 1966 wurde zunächst verboten.
106 Seiten, 6.80 Euro