Rettich

1. Faule Rettig vnd böse Ruben, gottlose Pfaffen, Huren vnd Buben vnd auch stinckender Branndtwein gehören zum Teuffel in die Helle hinein.Petri, II, 309.


2. Je mehr man den Rettich salzt, je weniger beisst er.

Die Aegypter haben die Redensart: Wenn der Rettich nur sich selbst verdaute. (Burckhardt, 573.) Um zu sagen: Wenn ich nur die Person wieder los wäre, die ich zu Hülfe gerufen habe. Man glaubt im Morgenlande, dass der Rettich die Verdauung der Speisen befördere, selbst aber unverdaut im Magen liegen bleibe.


[1659] 3. Jeder Rettich hat seinen Schwanz.

Böhm.: Bez chvostu (konce) ani ředkev se nerodí. (Čelakovsky, 317.)


4. Rettich äs des Morgest Gäft, ze Mätäch Spéis, des Ôwest Arzna. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 277.

Die Böhmen empfehlen, ihn nicht eher zu essen, bis er schwitzt, und nicht eher zu trinkn, bis er verdaut ist: Nejez ředkve, až se zpotí; nepij, až ji ztrávíš. (Čelakovsky, 298.)

Poln.: Niejedz rzodkwie, až się zapoci; niepij po niéj, až się przewroci. (Čelakovsky, 298.)


5. Rettich und 'n Rieb, Müller und 'n Dieb, Schäfer und 'n Schinder sind lauter Geschwisterkinder.Herrig, Archiv, XXXVIII, 323.

In Schwaben: A Rettig und a Rüeb, a Müller und a Dieb, a Schäfer und a Schinder sind lauter g'schwistrige Kinder. (Birlinger, 1132.)


6. Rettich verdaut alles, nur sich selber nicht.


7. Wenn die Rettiche gross werden sollen, muss man sie auf den Kopf treten.

Böhm.: Ředkev všecko ztráví, a sama žaludek zalehne. (Čelakovsky, 298.)


8. Wer Rettig jsset, der hust vnten vnd oben. Gruter, III, 109; Lehmann, II, 876, 222; Simrock, 398.


*9. Da hat's Rettiche gesetzt.Klix, 74.


*10. Dieser Rettich beisst nicht. (Breslau.)

Ich bin so dumm nicht, um das zu glauben oder nicht zu durchschauen.


*11. Dus (das) is werth a Rettich. (Jüd.-deutsch. Brody.)

Das hat wenig oder keinen Werth.


*12. Er hat Rettiche bekommen.

Ist durchgeprügelt worden. (S. Durchgerben.)


*13. Er isst Rettich und sie Radieschen.Tendlau, 589.

In Bezug auf unsittliches Leben. Wie der Mann, so die Frau.


*14. Jemand einen Rettich reiben (schaben).

Ihn zum besten haben, ihm etwas, eine Lüge aufbinden.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880.
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