1. Der Schinder bekommt das beste (schlimmste) Theil. – Schuppius, Tract.
2. Der Schinder ist nicht schlimmer als der, so hält.
It.: Tanto vale quel che tiene, quanto quel che scortica.
3. Der Schinder trauert nicht, wenn die Schafe sterben (crepiren).
Span.: Van a misa los zapateros, ruegan a Dios que mueran carneros. (Bohn I, 261.)
4. Ein Schinder schabt dem andern nicht gern nach.
Wenn ein ungeschickter Arbeiter etwas verdorben hat, ist es für einen andern widerwärtig, dies zu bessern.
[187] 5. Eines alten Schinders Thür findet man ohn ein Rossschwantz. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 311.
6. Hat der Schinder das Pferd, so mag er auch den Zaum nehmen. – Schmitz, 187, 67; Schulfreund, 87, 90.
7. Schinda, Schinda, Häutlazöoha1, gibts Häutl um neun Kreuza. (Oberösterreich.)
1) Häutleinabzieher.
8. Schinners un Löers sind Süster un Bröers. (Sauerland.)
9. Schinder und Schaber sind ihre eigenen Begraber.
10. Schinder und Schaber sind Vettern.
Wenn zwei aus gleichem Interesse zusammenhalten.
11. Wer dem Schinder ein Bein am Aass helt, der schewet sich nit, das messer selbst in die Hand zu nehmen vnd nachzuschneiden. – Lehmann, 252, 50.
12. Wer nicht Schinder heissen will, der muss keiner werden.
Im März 1865 kam ein Pressprocess gegen die Altonaer Nachrichten zur Verhandlung, weil sie den Fron- und Abdeckerknecht Altonas »Schinder« genannt hatten. Es wurde dem Kläger indess klar gemacht, dass dies alte deutsche Wort seinen Stand ganz richtig bezeichne und keine Beleidigung für ihn enthalte. Der Richter schloss die Abweisung des Klägers mit dem obigen Sprichwort.
*13. Auf, der Schinder will die Haut haben! (Meiningen.)
Scherzhafter Weckruf.
*14. Den hat der Schinder geholt. – Frischbier2, 3301.
Er ist zu Grunde gegangen.
*15. Den holt der Schinder nicht. – Frischbier2, 3300.
Er hat sich so gut eingewirthschaftet, dass er nicht zu Grunde geht.
*16. Den kann der Schinder nicht brauchen.
*17. Der Schinder hat Handschuhe an.
Von Tyrannen in humanen Formen, welche bedrücken und aussaugen unter dem Schein des Rechts, in gesetzlicher Hülle. »Dort knebelt und schindet man hübsch human und religiös dabei, dort ziehen die Schinder Handschuhe an und fromm ist die Polizei.« (Neuyorker deutsche Zeitung vom 9. Sept. 1851.)
*18. Er hat dem Schinder die Keule abgekauft. – Klix, 80.
Aus zweiter oder dritter Hand, d.h. theuer kaufen. (S. ⇒ Katze 695 und ⇒ Schäfer 43.) Im Harz: Dem Schinder de Keil abkäfen. (Lohrengel, II, 151.)
*19. Er muss mit dem Schinder trinken.
Noch aus der Zeit, in der gewisse Berufsklassen der bürgerlichen Ehrenrechte entbehrten. So erzählt Weyden (Köln vor funfzig Jahren): »Gewisse Klassen, Schinder und die «Packane» oder Gerichtsdiener mussten ihr Bier auf der Hausflur trinken und zwar aus einer Kanne ohne Deckel, aus der ein Stück geschlagen war.«
*20. Gang zum Schinder an der Done (Donau). (Ulm.)
*21. Halb Schinder und halb Racker. (Schles.)
Zur Bezeichnung des Unentschiedenen. Jemand fragte bei einer Wahlbewegung: »Welcher Partei oder welchem Wahlverein gehört A. an?« und erhielt das obige Sprichwort zur Antwort.
*22. Schinder, ⇒ Racker (s.d.), Abdecker, Henkerknecht. – Hennig, 206.
*23. Zum Schinder! oder: Der Schinder! – Frommann, IV, 463, 5.
Verhüllender Ausruf für ⇒ Teufel (s.d.) und Henker.
24 Den Schinder und den Bierwirth rufen alle Stimmen beim Namen. – Storch, Freiknecht, II, 229.
Buchempfehlung
Als Hoffmanns Verleger Reimer ihn 1818 zu einem dritten Erzählzyklus - nach den Fantasie- und den Nachtstücken - animiert, entscheidet sich der Autor, die Sammlung in eine Rahmenhandlung zu kleiden, die seiner Lebenswelt entlehnt ist. In den Jahren von 1814 bis 1818 traf sich E.T.A. Hoffmann regelmäßig mit literarischen Freunden, zu denen u.a. Fouqué und Chamisso gehörten, zu sogenannten Seraphinen-Abenden. Daraus entwickelt er die Serapionsbrüder, die sich gegenseitig als vermeintliche Autoren ihre Erzählungen vortragen und dabei dem serapiontischen Prinzip folgen, jede Form von Nachahmungspoetik und jeden sogenannten Realismus zu unterlassen, sondern allein das im Inneren des Künstlers geschaute Bild durch die Kunst der Poesie der Außenwelt zu zeigen. Der Zyklus enthält unter anderen diese Erzählungen: Rat Krespel, Die Fermate, Der Dichter und der Komponist, Ein Fragment aus dem Leben dreier Freunde, Der Artushof, Die Bergwerke zu Falun, Nußknacker und Mausekönig, Der Kampf der Sänger, Die Automate, Doge und Dogaresse, Meister Martin der Küfner und seine Gesellen, Das fremde Kind, Der unheimliche Gast, Das Fräulein von Scuderi, Spieler-Glück, Der Baron von B., Signor Formica
746 Seiten, 24.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.
428 Seiten, 16.80 Euro