Sohle

1. D' Sâl ût is, d' Sgô sgännt is. (Stadland in Oldenburg.) – Firmenich, III, 24, 13.

Die Sohle heraus, der Schuh geschändet.


2. Die besten Sohlen werden in den Koth getreten.


3. Neue Sohlen hört man weit.


4. Was an den Sohlen ist gewonnen, an den Absätzen ist es wieder zerronnen.

Holl.: Wat je aan de voorzolen wint, verlies je aan de achterlappen. (Harrebomée, II, 509a.)


5. Wenn die Sohlen abgetanzt, dann kratzt die Geige.Sprichwörtergarten, 294.

Wer den Freudenbecher bis auf die Hefe geleert hat, den ekelt jedes Vergnügen an.


*6. Auf fremden Sohlen gehen.Henisch, 1210, 68.

»D.i. frembde Sitte annehmen.« Auch, wer anderer Sachen zu seinem Vortheil benutzt. Die Griechen pflegten ohne Schuhe zu Tische zu sitzen; wenn nun plötzlich einer aufstand, so ergriff er oft fremde Sohlen, entweder aus Eile oder weil er zu viel getrunken hatte.

*7. Die Sohlen brennen ihm.

Er steht wie auf Kohlen, er brennt vor Ungeduld.

Frz.: Les pieds lui brûlent (frétillent).


*8. Er geht auf den letzten Sohlen.

Engl.: He goes on his last legs. (Bohn, I, 64.)


*9. Er geht auf der deutschen Sohle. (Niederösterreich.)

D.h. barfuss.


*10. Er hat schon manche Sohle ab- oder durchgelaufen.

Ist schon alt.


*11. Er läuft täglich auf zwölf (vierzehn, sechzehn u.s.w.) Sohlen.

Von einem Familienvater, der für sich, seine Frau und vier u.s.w. Kinder die Schuhsohlen zu erwerben hat.


*12. Er macht sich auf die Sohlen (Strümpfe).

Tritt eine Reise, den Rückweg, die Wanderschaft an.

Frz.: Il va battre la semelle. (Lendroy, 1367.)


*13. Sich die Sohlen schmieren.

Sich zur Abreise oder zum Sterben anschicken, bereiten.

Frz.: Graisser ses bottes.


[Zusätze und Ergänzungen]

14. 'N Paar Soahlen ut Ex'kuterköählen holl'n ewig, söä' de Schuoster.Schlingmann, 1272.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876.
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