Spur

1. Die Spur verräth den Hirsch (das Wild).

Die Russen: Die Losung verräth das Elenthier. (Altmann VI, 397.)


2. Eine Spur, die das Auge vermisst, findet (oft) das Ohr.


3. Holt Spôr, segt de Fauhrmann. (Hildesheim.) – Hoefer, 375.


4. Wer die Spur hat, muss sie verfolgen.


5. Wer die Spur nicht verlieren soll, muss eine gute Nase haben.


*6. Auf die Spur kommen.

»Wo er aber auf die Spur kommt, reisst er aus und setzet solchem nach. Also ist es mit uns Menschen, so lange wir den Segen der Tugend oder die Strafe des Lasters nicht riechen, so sind wir langsam zum Guten und lassen uns durch einen kleinen Strick der Eitelkeit aufhalten.« (Abrahamisches Gehabdichwohl.) In Pommern: Up de Spôr kommen. (Dähnert, 453a.)


*7. Da is gar ka' Spur.Hügel, 154a.

Es ist nicht der geringste Anlass da, an dies oder jenes zu denken.


*8. Der hat ka' Spur von aner Idee.Hügel, 154a.

D.h. nicht die mindeste Kenntniss.


*9. Der ist neben dem Spur. (Daun.)

Weit von der Wahrheit entfernt.


*10. Der Spur nachgehen.

Holl.: Hij volgt het gemeene spoor. (Harrebomée, II, 292a.)


*11. Die Spur verlieren (finden).Eiselein, 576.


*12. Einem auf die Spur helfen.

Einem Mittel und Wege an die Hand geben, seine Absicht desto eher zu erreichen.

Frz.: Mettre quelqu'un sur la voie. (Lendroy, 1554.)


[753] *13. Er hat etwas auf der Spur.

Holl.: Hij heeft wat op 't spoor. (Harrebomée, II, 292a.)


*14. Er hat keine blasse Spur davon. (Steiermark.)

Keine Ahnung, keine Aehnlichkeit.


*15. Er kann nicht Spur fahren.

So sagen die Fuhrleute und Bauernknechte von einem erzdummen Kerle. (Vgl. Seume's Werke, Leipzig 1835, S. 260.)


*16. Es ist keine Spur mehr zu sehen.

Um zu bezeichnen, dass etwas ganz vergessen und verwischt ist.

Lat.: Ne vestigium quidem. (Eiselein, 576.)


*17. Es ist weder Spur noch Fusstritt davon zu finden.


*18. I hab' scho' a Spur.Hügel, 154a.

Ich habe eine Vermuthung über die Sache.


*19. Nicht die Spur davon.Eiselein, 576.

Lat.: Ne vestigium quidem (relictum est). (Philippi, II, 21.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876, Sp. 753-754.
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