Stolz (Adj.).
1. Besser stolz am irdenen Topfe als demüthig am goldenen Tisch. – Simrock, 10410; Körte, 6311.
2. Erbar stoltz ist neunmal stoltz. – Gruter, III, 30; Lehmann, II, 152, 91.
3. Mancher ging stolz hinaus in die See und kam verarmt zurück, o weh.
Die Russen: Es ist schon mancher stolz über den Niemen gesetzt und kläglich über die Berezina heimgefahren. (Altmann VI, 395.)
4. Stoltz auff der Gassen, kein Heller in der Taschen. – Gruter, III, 83; Simrock, 3030; Lehmann, II, 580, 115; Körte, 1761; Lohrengel, I, 626.
Poln.: Co po tytule kiedy prózno w szktule. (Masson, 295.)
[877] 5. Wer stolz ist, der ist grob. – Eiselein, 580; Simrock, 9925; Braun, I, 4307.
6. Ye stöltzer, ye töller. – Alsatia, 1862-67, 425.
*7. De is so stolt as'n Soldatenperd. – Kern, 802.
*8. Er geht so stolz, als wollte er mit der Nase den Mond anspiessen.
Frz.: Orgueilleux comme s'il étoit immortel en ce monde. (Leroux, II, 276.)
*9. Er es so stolz, doss e ken Bâtelmô1 ôguckt on bann2 e' neu Kütze3 ofhot. (Meiningen.) – Frommann, II, 409, 50.
1) Bettelmann.
2) Und wenn.
3) Rückentragkorb mit Achselbändern. (Frommann, II, 413, 50; Schmeller.)
10. Er geht so stolz einher und hat wie jeder andere auch Dreck im Arsch.
*11. Er ist so stolz wie ein Floh auf einem Spitzenhemde. – Altmann VI, 521.
*12. Er ist so stolz wie ein Mönch. – Klosterspiegel, 62, 19.
Um die Demuth der Mönche zu charakterisiren. »Der Pfarrer Schimmelpfennig sagte von einem aufgeblasenen Sattler: ›Ist der Kerl so stolz, dass er Sattel machen kann, was würd' er dann erst thun, wenn er Gäul machen könnte.‹« (Einfälle, 405.)
*13. Er ist so stolz wie ein Kutschenpferd.
Holl.: Hij is zoo trotsch als een koetspaard. (Harrebomée, II, 164b.)
*14. Er ist so stolz wie ein reich gewordener Bettler.
Frz.: Il n'est orgueil que de pauvre enrichi. (Bohn I, 24.)
*15. Er ist so stolz wie eine lahme Kuh, die man ins Schlachthaus führt. – Altmann VI, 523.
*16. Er ist stoltz vnd hat nicht Holtz. – Gsell, A2b.
*17. Er ist stolz wie ein junger Rathsherr auf seine Kartenperrüke.
*18. Er ist stolz wie ein Kapuziner.
*19. Er ist stolz wie ein Preusse.
Damit rühmt oder anerkennt man nach Jahn (vgl. Pröhle, Jahn's Leben, Berlin 1855, S. 14) in Oberdeutschland den Muth und das Selbstbewusstsein der Preussen.
*20. Er ist stolz wie eine Sau aus Kalisch.
Der Name Kalisch wird von Kat, d.i. Koth, Mist, Schlamm abgeleitet, weil es daselbst so kothig war, dass, wenn ein Schwein in den Koth versank, es nicht mehr rechts und links treten konnte. Wenn nun jemand von Stolz und Hochmuth so aufgeblasen ist, dass er es unter seiner Würde hält, den ihm Begegnenden auszuweichen, dass er also, gleich einer Sau im Kothe von Kalisch, in seinem Hochmuthe festgebannt zu sein scheint, so wendet man obige Redensart auf ihn an. (Wurzbach, I, 45.)
Holl.: Hij is zoo barsch als eene spinnekop op een preêkstoel. (Harrebomée, II, 290a.)
*21. Hei is säu stolt, als wenn he än däuen Isel feihen hev. (Sauerland.)
*22. Stolz wie dem S'ures1 Perd.
1) Grosser Herr, Magnat. Von Leuten, die wenig Verdienst und grosse Aufgeblasenheit besitzen.
Sagt der Deutsche, wie man auch vernimmt: heissblütig wie ein Italiener, kaltblütig wie ein Engländer leichtsinnig wie ein Franzose, plump wie ein Holländer, schwerfällig wie ein Russe. (S. ⇒ Streitsüchtig.)
*24. Wenn man beginnt stolz zu werden, so ist der casus vor der Thür. – Luther's Tischr., 453b.
25. Ist einer stolz, dass er Sattel machen kann, was würde er thun, wenn er Pferde machen könnte. – Wirth, I, 452.
*26. He geit so stolt as 'n Pau (Pfau). – Kern, 797.
*27. Stolz wie ein Medicinalrath. – Steffens, Hausfreund, 1845, S. 145a.
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