Wage

1. Die Wage hält Gericht, ob ist das rechte Gewicht.

Lat.: Litem de statera dissoluit lingua staterae. (Reuterdahl, 497.)


2. Die Wage weiss zwischen Blei und Gold keinen Unterschied.Chaos, 1057; Winckler, XI, 57.


3. Die Wage zeigt, ob schwer, ob leicht, aber nicht, ob Gold, ob Silber.Simrock, 11101; Körte, 6382.

Frz.: Faisant son office la balance d'or ny de plomb n'a cognaissance. (Leroux, I, 54.)


4. In welche Wag man am meisten legt, die schlägt vor.Lehmann, 291, 55.


5. Man kann nicht alles auf der Wage wägen.

Holl.: Men kan het niet al in de waag wegen, wat bagijnen vijsten. (Harrebomée, II, 429a.)


6. Ueber einerlei Wage und Gewicht steht nicht zu klagen.Graf, 258; Petri, II, 553; Henisch, 1597, 23.


7. Wag' und Gewicht steht in Gottes Gericht.


8. Wenn die Wage oben steht, ist das Brot theuer.

Erklärt sich wohl daraus, dass dies Sternbild kurz vor der Ernte oben steht.


*9. Die Wage verlieren.

Das Gleichgewicht. »Fest muss er stehen und still, wenn er die Wage nicht verlieren und in die Tiefe stürzen will.« (Wild- und Weidmannsbilder.)


*10. Einem die Wage halten.

Von einem Kinderspiel, wobei sich je ein Knabe auf die beiden Enden eines Balkens setzt, der quer über einem andern liegt, während ein dritter Knabe auf der Mitte des Balkens steht und das Gleichgewicht erhält; ein Spiel, welches »Wagetreten« heisst.


*11. Es wird sich die Wage halten.Braun, I, 4852.

Es wird sich gleich sein oder bleiben.


*12. Etwas auf dieselbe Wage legen.Eiselein, 624.

Lat.: Eadem pensari trutina. – Hanc veniam damus petimus que vicissim. – Patere legem, quam ipse tuleris. (Eiselein, 624.)


*13. Hei kann nit mehr in der Woge (beim Fahren) gohen. (Sauerland.)


*14. Sie können einander Wage halten.Eiselein, 624.


[Zusätze und Ergänzungen]

15. Die beste Wage trügt, wenn Eigennutz das Zünglein lenkt.

Lat.: Metiri iniquam est commodo suo omnia. (Sailer, Sprüche, 51.)


16. Man muss sich nach der Wage richten.

Nichts Unbilliges thun oder verlangen.

Lat.: Stateram ne transgrediare. (Erasm., 481; Philippi, II, 199.)


17. Wie die Wage, so das Recht.

Böhm.: Právo jest jako váha. (Rybička, 958.)


*18. Sei jedem eine Wage.Harssdörffer, 594.

D.h. billig gegen jedermann.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Meyer, Conrad Ferdinand

Das Leiden eines Knaben

Das Leiden eines Knaben

Julian, ein schöner Knabe ohne Geist, wird nach dem Tod seiner Mutter von seinem Vater in eine Jesuitenschule geschickt, wo er den Demütigungen des Pater Le Tellier hilflos ausgeliefert ist und schließlich an den Folgen unmäßiger Körperstrafen zugrunde geht.

48 Seiten, 3.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon