Bock (1), der

[1101] 1. Der Bock, des -es, plur. die Böcke, Diminutivum das Böckchen, Oberdeutsch das Böcklein, der Nahme des männlichen Geschlechtes verschiedener Thiere.

1. Eigentlich, und zwar, 1) in weiterer Bedeutung, da dieses Wort von dem männlichen Geschlechte mehrerer Thiere gebraucht wird. So wird das männliche Geschlecht der Schafe, der Widder oder Stäre auch der Schafbock, das männliche Geschlecht von den Rehen der Rehbock, und der Hirsch, oder das männliche Geschlecht des Roth- und Damwildbretes nur schlechthin der Bock[1101] genannt. 2) In engerer Bedeutung führet der Mann der Ziege den Nahmen eines Ziegenbockes, oder kürzer eines Bockes. Den Bock zum Gärtner setzen, figürlich, seine Sache ungetreuen Händen anvertrauen, wofür die Niedersachsen sagen, den Bock auf die Haferkiste setzen. * Er weinte, daß ihn der Bock stieß, er weinte, daß er schluchzete.

2. Figürlich. 1) Eine Sackpfeife, welche mit einem Bockfelle überzogen ist, und weil sie in Pohlen häufig gebraucht wird, auch der Pohlnische Bock, sonst aber auch die Bockpfeife, der Dudelsack genannt wird. S. dieses Wort. 2) Ein ehemahls, besonders bey den Römern im Kriege übliches Werkzeug, die Mauern einzustoßen, welches einem langen schweren Balken bestand, der zuweilen vorn die Gestalt eines Widderkopfes hatte; ein Sturmbock, Aries. Mache eine Belägerung darum, und baue ein Bollwerk darum – und stelle Böcke rings um sie her, Ezech. 4, 2. Und die Wahrsagung wird auf die rechte Seite gen Jerusalem deuten, daß er soll Böcke hinan führen lassen, – – und daß er Böcke führen soll wider die Thore, Kap. 21, 22. Er wird mit Böcken deine Mauern zerstoßen, Kap. 26, 9. Wenn Bock in dieser Bedeutung nicht deutlich genug eine bloße Übersetzung des Latein. Aries wäre, so würde es sich sehr bequem zu einer der folgenden Bedeutungen rechnen, und von bocken, pochen, stoßen, ableiten lassen. 3) Ein in dem sinnlichen Genusse der Liebe ausschweifender Mensch bekommt im gemeinen Leben zuweilen auch den Nahmen eines Bockes, oder eines geilen Bockes, wegen der bekannten Wollust dieses Thieres.

Anm. So fern dieses Wort den Mann der Ziege bezeichnet, lautet es bey dem Notker Poccho, und im Plural di Bocchen, im Salischen Gesetze Buccus, im Angels. Bucca, im Engl. Buck, im Nieders. Buk, im Wallisischen Bwch, im Schwed. Bock, im Dän. Buk, im Franz. Bouc, im Ital. Becco. Leibnitz leitet es von biegen, und zwar von den gebogenen Hörnern dieses Thieres her; Wachter und Frisch von bocken, bochen, pochen, stoßen. Allein das hohe Alter dieses Wortes und dessen unbeständiger Gebrauch, macht alle Ableitungen schwankend und ungewiß. Bey dem Worte Bacher ist schon gezeigt worden, daß Bach, Bak, ein Wort ist, welches so wohl in der Deutschen, als in andern Sprachen von verschiedenen Arten der Thiere vorkommt. Von unserm gegenwärtigen Worte Bock ist ehedem auch das weibliche Geschlecht üblich gewesen. Denn Baegga bedeutet noch jetzt im Schwedischen ein Schaf, Bagge aber einen Widder; eine Ziege heißt im Griech. βƞκƞ im Bretagnischen Bicq, und in einigen Französischen Gegenden Bique; das Franz. Biche aber bedeutet so wohl eine Ziege, als auch eine Hündinn. S. auch Ziege.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1101-1102.
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