Bock (4), der

[1104] 4. Der Bock, des -es, plur. die Böcke, eigentlich eine jede gebogene oder auch erhöhete Fläche, doch nur noch in einigen besondern Fällen. 1) Von krumm gebogenen Werkzeugen, oder von Werkzeugen andere Dinge krumm zu biegen. So heißt das Gewölbe unter einem Schmelzofen ein Bock, vermuthlich von der gebogenen Wölbung, welche sonst auch ein Bogen genannt wird. Eben denselben Nahmen führet auch das Messing, welches durch die Krüge lecket, vermuthlich weil es durch die Windlöcher in den Bock fließet. Das krumm gebogene eiserne Werkzeug in den Schmelzhütten, womit die Röste im Brennofen gerühret werden, heißt gleichfalls ein Bock. Bey den Jägern sind Böcke gewisse Stellungen mit Pferdehaaren, die Raubvögel auf ihren Horsten damit zu fangen. Hierher gehöret auch die Art der Folter, welche mit einer Beugung des Rückens des Inquisiten verbunden ist, und im Deutschen überhaupt ein Bock genannt wird. Jemanden in den Bock spannen. Zuweilen hat dieses Werkzeug zugleich Schrauben zu den Zehen und Daumen, und alsdann wird es auch der Spanische Bock, oder das Mecklenburgische Instrument genannt. Wenn der Inquisit mit diesem Werkzeuge unter den Waden gespannet wird, so heißt es der Pohlnische Bock. Der Sprenger und der Bambergische Bock sind wieder andere Arten dieser Folter. Der Bock der Schriftgießer, der das Gieß-Instrument, wie die Feder ein Schloß zusammen hält, hat vermuthlich auch von biegen seinen Nahmen. 2) Von verschiedenen runden Erhöhungen, welche einem Bogen oder einer gebogenen Fläche ähnlich sehen. Dahin gehöret in der Anatomie derjenige äußere Theil des Ohres, der durch ein Grübchen oder durch einen Spalt von den Lappen abgesondert ist, und im Deutschen ein Bock, im Lateinischen aber Tragus genannt wird. An den Rädern ist es das runde ausgebohrte Holz, in welchem die Asche gehet, das eigentlich an seinem erhabensten Theile, in welchem die Speichen befestiget sind, der Bock, vorn die Nabe, hinten aber der Stoß genannt wird.

Anm. Daß Bock in diesen Fällen von biegen abstamme, wird wohl niemanden befremden, welcher erwäget, daß Bug, Buckel, bücken und Bucht aus eben dieser Quelle hergeflossen sind. Bo ken bedeutet im Holländ. und bocka, bucka im Schwed. gleichfalls beugen. S. Bocken und Bücken.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1104.
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