Kiel (3), der

[1568] 3. Der Kiel, des -es, plur. die -e, Diminut. das Kielchen, ein Wort, welches überhaupt den Begriff der Länge und oft auch den damit verknüpften Begriff der Schärfe, der Dünne hat, aber nur noch in einigen Fällen üblich ist. 1) Der festere unten hohle Theil der Federn an den Vögeln und dem Federviehe, deren unterer hohler Theil die Spuhle, im Nieders. die Pose, Bose, und im Hessischen der Stahl genannt wird; der Federkiel. Ein Gänsekiel, Schwanenkiel, Rabenkiel. Die Kiele von geschlossenen Federn. Besonders so fern ein solcher Kiel zum Schreiben gebraucht wird, da denn figürlich und in der poetischen Schreibart auch wohl eine Schreibfeder ein Kiel genannt wird.


Wie oder setzt dein Kiel der rechten Wahrheit Grund?

Canitz.


Auch die zarten noch in der Haut liegenden Kiele der größern Federn führen diesen Nahmen, dagegen sie im gemeinen Leben auch Stoppeln, und in Niedersachsen Pylen, und mit dem Zischlaute Spylen genannt werden, S. Spuhle. Im Oberdeutschen lautet es in dieser Bedeutung auch Kengel, Kilch, im Ital. Canna, daher man es auch zu Kehle, Kelch, Canal rechnen könnte, so daß mit diesem Worte zunächst auf den untern hohlen Theil gesehen würde. Nimmt man den Begriff der Länge für den Hauptbegriff an, so gehöret auch das Lat. Caulis, und mit einem andern Ableitungslaute auch Halm dahin. Im Nieders. wird ein Federkiel auch Staal genannt, und im Oberdeutschen hieß er ehedem auch Bolz, Gänsebolz. 2) Der unterste lange Grundbalken eines Schiffes, in welchen die untern Theile des Schiffgebäudes eingezapfet werden. Der falsche Kiel, eine Unterlage unter dem wahren Kiele, diesen desto mehr zu verwahren.


Wenn dann vielleicht der Wellen schwarzer Rachen

Den Frachten droht und Mast und Kiel ereilt,

Haged.


Im Nieders. gleichfalls Kiel, im Franz. Quille, im Dän. Kiol, im Engl. Quill.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1568.
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