Krieg, der

[1784] Der Krieg, des -es, plur. die -e. 1. * Eigentlich, das Geschrey; in welcher veralteten Bedeutung es zu dem alten Chrey, Chri, Franz. Cri, Geschrey, zu dem vermittelst des Zischlautes daraus gebildeten schreyen, und zu den verwandten krähen, kreischen, kreißen u.s.f. gehöret. Sege unde lof men horde kriegen, Segen und Lob man hörte schreyen, eine gereimte Chronik in den Script. Brunsu. bey dem Frisch. De ön mit grotes Loves Kriege untfengen, die ihn mit einem großen Lobgeschrey empfingen, ebend. De Luft erschall van Kriege grot, von großem Geschrey, ebend. Da nach einer gewöhnlichen Figur Ausdrücke, welche eigentlich einen Schall bezeichnen, auf Dinge angewendet werden, welche in das Gesicht fallen, so bedeutet Krik im Nieders. den Schein, Glanz, und krieken scheinen. Der Kriek van dem Tage, der Anbruch des Tages.[1784] Auf eben die Art wird brechen, welches gleichfalls einen in das Gehör fallenden Schall bezeichnet, mit seinen Ableitungen anbrechen, Pracht u.s.f. von Dingen gebraucht, welche durch das Gesicht empfunden werden.

2. Figürlich. 1) Zank, Streit; im Schwabenspiegel Krieg, wo auch kriegen widersprechen ist, in einer Urkunde von 1400 Chrieg, im Wendischen Kreh. In diesem Verstande kommt es noch zuweilen vor. Errette mich von den bösen Menschen, – die Böses gedenken in ihrem Herzen, und täglich Krieg erregen, Ps. 140, 3. Woher kommt Streit und Krieg unter euch? Jac. 4, 1. Immer Streit und Krieg haben. Besonders im Scherze. Wir wollen deßwegen keinen Krieg anfangen. Ingleichen nach einer noch weitern Figur. Zu heftig oder zu wenig begehren und verabscheuen ist ein innerlicher Krieg unsers Willens mit dem Verstande, Gell. 2) * In engerer Bedeutung, ein Streit vor Gerichte, ein Prozeß; im Schwabensp. Krieg. Zu Kriege werden, in einen Prozeß gerathen, in dem Augsburgischen Stadtbuche aus dem 13ten Jahrhunderte. Der mit dir will kriegen am Gericht, in einer alten Übersetzung des neuen Testamentes bey dem Frisch. Der Krieg Rechtens, ein Prozeß, der Kriegsvogt oder kriegerische Vormund, erkriegen, durch einen Prozeß erhalten, und andere Ausdrücke mehr, kommen in den Schriften der vorigen Zeiten noch häufig vor. Heut zu Tage aber ist es in dieser Bedeutung veraltet. S. Kriegsbefestigung. 3) Im gewöhnlichsten Verstande, der Zustand der öffentlichen Gewaltthätigkeiten zwischen Staaten oder beträchtlichen Theilen derselben; im Gegensatze des Friedens. Es ist Krieg. Es ist jetzt in ganz Europa Krieg. Krieg im Sinne haben. Krieg anfangen. Den Krieg ankündigen. Krieg führen. Den Krieg in die Länge spielen. Viele Kriege geführet haben. Im Kriege verwickelt, begriffen seyn. Einen Staat mit Krieg überziehen. Sich zum Kriege rüsten. Den Krieg endigen. In den Krieg gehen, Kriegsdienste nehmen. Jemanden in den Krieg schicken. Aus dem Kriege wieder nach Hause kommen. Ein innerlicher, bürgerlicher Krieg, unter den Gliedern eines Staates. Der kleine Krieg, die Streifereyen der ausgeschickten Parteyen. Der Landkrieg, im Gegensatze des Seekrieges.

Anm. In der letzten Bedeutung im Dän. und Schwed. gleichfalls Krig. Der Krieg hat in mehrern Sprachen seinen Nahmen von dem Schreyen, entweder wegen des Geschreyes in den Gefechten, welches noch bey vielen Völkerschaften üblich ist, oder überhaupt von dem mit dem Kriege unzertrennlich verbundenen Geräusche. Dahin gehören das Griech. κραυγƞ bey dem Theophrast, welches mit dem Deutschen von einem und eben demselben Stamme kerkommt, und βοƞ, welches eigentlich auch Geschrey bedeutet, das Latein. Bellum, ohne Zweifel von bellen, schreyen, brüllen, und andere mehr. Indessen ist es doch in dieser Bedeutung neuern Ursprunges, indem es vor dem 13ten Jahrh. nicht gefunden wird. Die Alten gebrauchten dafür Orlog, (S. dieses Wort,) Wig, Volkeswig, von wegen, bewegen, Werre, Engl. War, Franz. Guerre, Ital. Guerra, von wirren, verwirren, welches eigentlich auch eine Onomatopöie ist, und andere Ausdrücke mehr.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1784-1785.
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