Moos, das

[277] Das Moos, des -es, plur. die -e. 1) Eine Art sehr zarten Gewächses mit unkenntlichen Blüthen, welches nicht nur an feuchten schattigen Orten auf der Erde, sondern auch auf alten Bäumen, Holze, Steinen u.s.f. wächst, und sehr weich und wollig anzufühlen ist; Muscus L. Der Plural ist in dieser Bedeutung nur von mehrern Arten üblich. S. Erdmoos, Lungenmoos, Kelchmoos, Farnmoos, Baummoos, Schirmmoos, Sternmoos, Knotenmoos, Aftermoos u.s.f. Mit Moos bewachsen seyn. 2) Eine mit Moos bewachsene Gegend, im gemeinen Leben mehrerer Provinzen, besonders Oberdeutschlandes. Es wird bey den Jägern ein Boden, welcher mit Moos, filzigem Grase und kurzem Geniste, wie mit einem Pelze bewachsen ist, ein Moos genannt. Besonders ist im Oberdeutschen ein Moor oder Morast sehr häufig unter dem Nahmen des Mooses oder Gemüses bekannt, Schwed. Mossa, Krain. Musga; entweder weil eine solche Gegend gemeiniglich mit Moos bewachsen ist, oder auch unmittelbar mit dem Worte Moos von einem gemeinschaftlichen Stammworte, die weiche nachgebende Beschaffenheit eines solchen Bodens zu bezeichnen. In dieser Bedeutung lautet der Plural auch zuweilen Mooser.


Der Held saß auf das klein Roß

Reyt dahin über ein tieff Moos,

Theuerd. Kap. 41.


Die Mooslache ist in eben dieser Mundart ein Sumpf, eine Pfütze.

Anm. In der ersten Bedeutung auch Mies, Myes, Miesch, bey dem Stryker Mos, im Angels. Meos, im Engl. Moss, im Franz. Mousse, im Dän. Moos, im Schwed. Mosta, im Isländ. Mosa, im Lat. Muscus, im mittlern Lat. [277] Mussa, Mussum, Mussus, im Böhm. und Pohln. Mech, im Wallis. Musogl, und selbst im Arab. Mose. Es gehöret mit Muß, Gemüse, Maß für Matte, zu dem Geschlechte der Wörter Meor, Morast, mürbe u.s.f. weil die Verwechselung des r und s in allen Sprachen nichts seltenes ist, und druckt die unterscheidende weiche Beschaffenheit dieses Gewächses aus. Im Ital. ist mizzo, mezzo, mürbe, morsch, im Engl. moist, Franz. moite, feucht, und im Schwed. wird der Regen, so fern er das Land befeuchtet, Must genannt; S. Mist. Es ist, selbst im Hochdeutschen, oft männlichen Geschlechtes, der Moos.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 277-278.
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