Pfeil, der

[719] Der Pfeil, des -es, plur. die -e, Diminut. das Pfeilchen, ein an dem einen Ende zugespitzter und an dem andern gemeiniglich mit Federn versehener leichter Stab, welchen man vor Erfindung der Feuergewehre von dem Bogen schoß, und welcher noch von vielen Völkern in dieser Absicht gebraucht wird. Er ist von den schwerern Bolzen, welche von Armbrüsten geschossen werden, sehr verschieden. Mit Pfeilen schießen. Einen Pfeil abschießen. So schnell wie ein Pfeil, sehr schnell. Er kam wie ein Pfeil geschossen, sehr geschwinde. Ein Wort ist ja kein Pfeil, es verwundet nicht, rauscht ohne zu verletzen vorüber. Er hat seine Pfeile verschossen, er weiß nichts mehr zu sagen, ingleichen, er ist entkräftet. An einem Gradbogen heißt das vornehmste in Grade eingetheilte Stück, auf welchem der Hammer oder das Knie beweglich ist, der Pfeil, und in der Mathematik wird derjenige Theil von dem halben Durchmesser eines Zirkels, welcher zwischen dem Bogen und seinem Sinu liegt, Sinus versus, von einigen der Pfeil genannt.

Anm. Bey dem Stryker Pheil, im Nieders. Piel, im Schwed. Pil, im Griech. βελος. Es gehöret zu den Wörtern Beil, Bille, Pfahl, Bolzen und andern, in welchen der Begriff der Spitze oder der Schärfe der herrschende ist. Im Lat. Pilum, ein Wurfspieß, und im Wallis. Bilan, eine Lanze. Die zarten Kiele der noch in der Haut liegenden Federn heißen in Niedersachsen Pilen, und auch im Hochdeutschen mit dem vorgesetzten Zischlaute im gemeinen Leben Spielen. Ehedem wurde auch Strahl häufig für einen Pfeil gebraucht, in welchem Verstande es von Notkers Zeiten an bis auf den Verfasser des Theuerdankes vorkommt.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 719.
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