Priester, der

[837] Der Priester, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Priesterinn, eine zur Verwaltung des äußern Gottesdienstes bestellte Person, wo es von solchen Personen in allen Religionen und Religionsparteyen gebraucht wird, da denn das Fämininum theils eine weibliche Person dieser Art, theils auch die Ehegattinn eines Priesters bezeichnet. In engerer Bedeutung führet es den Begriff des Opfers bey sich; daher sind auch in der Römischen und Griechischen Kirche die Priester gottesdienstliche Personen, welche die feyerliche Befugniß erhalten haben, die Sacramente, und besonders das Sacrament des Altars, zu handhaben, daher sie auch Meßpriester genannt werden, von dem Lesen der Messe, einer ihrer vornehmsten Befugnisse und Verrichtungen. S. Priesterweihe. In den protestantischen Kirchen werden die Prediger nur in der niedrigen Sprechart Priester genannt, besonders in Niederdeutschland, wo es von den Geistlichen und Predigern üblicher ist, als in andern Gegenden.

Anm. In den Monseeischen Glossen Priestira, im Schwabenspiegel Priester, im Nieders. Prester, im Angels. Preost, im Schwed. Präst, im Isländ. Prestur, im Engl. Priest, im Franz. Prêtre, im Ital. Prete. Es bleibt immer noch am wahrscheinlichsten, daß dieses Wort aus dem Lat. und Griech. Presbyter verderbt worden, welches eigentlich einen Ältesten bedeutet, und in den mittlern Zeiten sehr häufig von Geistlichen, Pfarrern und Priestern gebraucht wird, nicht so wohl um ihr vorzügliches Alter zu bezeichnen, als vielmehr als ein Ehrenwort, weil man ehedem mehrere Titel von dem Alter zu entlehnen pflegte, dergleichen z.B. Pfaff, das Franz. Seigneur, ein Herr, von Senior, und andere mehr sind. Bey unsern ältesten Schriftstellern kommt das Wort Priester nicht vor, sondern Kero, Ottfried und Notker gebrauchen dafür das veraltete Euuart, von Ec, das Gesetz, die Religion, einen Diener des Gesetzes oder der Religion zu bezeichnen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 837.
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