Streit, der

[440] Der Streit, des -es, plur. die -e, von dem Zeitworte streiten, der Ausbruch der Uneinigkeit unter zwey Parteyen. 1. Eigentlich, und zwar, (1) So fern die Uneinigkeit oder widersprechende Gesinnung durch Thätlichkeiten ausbricht, wo es ehedem für[440] Schlägerey, Gefecht, Treffen, ja auch für Krieg sehr gangbar war; in dem alten Gedichte auf den heil. Anno Strit, für Krieg. In der Deutschen Bibel kommt es in dieser Bedeutung noch sehr häufig vor. In den Streit ziehen, 4 Mos. 10, 9; in das Treffen, und in andern Stellen für, in den Krieg ziehen. Zum Streit ausziehen, Richt. 3, 10. Das Buch von den Streiten des Herrn, 4 Mos. 21, 4. Die Helden sind gefallen im Streit, 2 Sam. 1, 5. Und so in hundert andern Stellen mehr. Mit vielen in den Streit, mit wenigen zu Rathe gehen. Im Hochdeutschen ist es in dieser Bedeutung in dem gemeinen Sprachgebrauche veraltet, ob es gleich noch in der höhern Schreibart in derselben gebraucht wird. Glorreich im Streite für sein Vaterland sterben. Sonnenf.


Der Held, um den du bebtest, wann im Streite,

Wohin ihn dein Verhängniß, trug,

Der ehrne Donner von den Bergen ihm zur Seite

Die Feldherrn niederschlug,

Raml.


(2) So fern sie durch Worte ausbricht, wo es ein ganz allgemeiner Ausdruck ist, welcher die Heftigkeit unbestimmt, und die Sittlichkeit unentschieden läßt, wodurch es sich von Zank, Hader u.s.f. unterscheidet, die Behauptung widersprechender Sätze. Einen Streit mit jemanden haben. Ein gelehrter Streit, ein Wortstreit, ein unnützer Streit. Ein Rechtsstreit, ein Streit vor Gericht, über eine Rechtssache. In Streit mit jemanden gerathen. Einen Streit erregen. Einen Streit mit jemanden anfangen. Urheber des Streites seyn. Es ist ein Streit unter ihnen über die Frage, ob u.s.f. Mit jemanden im Streite liegen, vor Gerichte. Immer im Streite leben. Streit suchen. Einen Streit schlichten, beylegen, ausmachen, endigen. Ich möchte die Sache gerne außer Streit gesetzt sehen. Der Plural wird in dieser und der folgenden figürlichen Bedeutung selten gebraucht. 2. Figürlich. Der Streit wider die Leidenschaften, die Bemühung ihnen durch klare Begriffe zu widerstehen. Der Streit der Pflichten gegen einander, der Widerspruch. Das Leben der Christen ist ein ewiger Streit, Bemühung die Sünde und sündliche Begierde zu überwinden. Der Streit der Begierden, der Einfluß widersprechender Vorstellungen auf den Willen. Der Streit der Elemente, ihre Bemühung einander aufzulösen oder von sich stoßen.

Anm. Bey dem Ottfried Strit, im Angels. Strith, im Schwed. Strid, und ohne st auch nur Rid. S. Streiten.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 440-441.
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