Johann Holbein

[211] Johann Holbein, dieser vortreffliche Mahler, geb. zu Basel in der Schweiz 1498, gest. zu London 1554, hatte seinen Vater zum Lehrmeister, und erreichte schon sehr früh einen großen Grad von Vollkommenheit. Der berühmte Erasmus, zu dessen Lobe der Narrheit er die Zeichnungen machte, ward sein Freund, und rieth ihm, da ihn seine Talente in seinem Vaterlande nicht vor Dürftigkeit schützten, nach England zu gehen, wo er ihn an den Kanzler Thomas Morus empfahl. Holbein entschloß sich um so eher zu dieser Reise, da ihm dieselbe einen Vorwand an die Hand gab, [211] sich von seiner Gattin zu entfernen, unter deren böser Laune er leiden mußte. Thomas Morus nahm ihn auf das freundschaftlichste auf, und bat einst, nachdem er mehrere Holbeinsche Gemählde in seinen Saal gehängt hatte, den König Heinrich VIII. zu sich, welcher so angenehm durch diese Werke überrascht wurde, daß er den Künstler sogleich in seine Dienste nahm. Holbein mahlte Miniatur, in Wasser- und Oehlfarbe, tuschte auch gut, hatte aber übrigens die Sonderbarkeit mit der linken Hand zu mahlen. Der Triumph des Reichthums und der Zustand der Armuth, welche sich zu London befinden, werden für seine Meisterstücke gehalten. Man hat fast in allen Cabinetten etwas von ihm, und unzählige seiner Stücke sind auch in Kupfer gestochen. – Seit einigen Jahren werden Holbeins Original-Zeichnungen denkwürdiger Personen am Hofe K. Heinrich VIII. aus der königl. Gemählde-Sammlung mit ungemeiner Sauberkeit, Richtigkeit und Schönheit von Bartolozzi nachgestochen, und von dem Aufseher der königl. Münzen und Zeichnungen, John Chamberlaine, mit biographischen Nachrichten begleitet herausgegeben.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 2. Amsterdam 1809, S. 211-212.
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